Martin Nowak (re.), Leiter der Hand-Werk Ausbildungsassistenz, lernte mit Diyar Cicek.

Hand-Werk Ausbildungsassistenz für hörbeeinträchtigte Menschen

Im Projekt Hand-Werk Ausbildungsassistenz unterstützt die Caritas OÖ schwerhörige und gehörlose Jugendliche beim herausfordernden Einstieg ins Berufsleben und bei der Ausbildung. Die jungen Menschen entwickeln sich in dieser Zeit nicht nur zu fachlich kompetenten Mitarbeiter*innen, sondern wachsen in diesem Lebensabschnitt vor allem persönlich. So wie Diyar Cicek (22), der soeben die Lehrabschlussprüfung als Tischler gemeistert hat.

Aufgrund seiner Hörbeeinträchtigung ist Diyar Cicek schon vier Mal bei der Lehrabschlussprüfung durchgefallen: „Den praktischen Teil habe ich auf Anhieb geschafft, aber im Fachgespräch gab es so viele Begriffe, die unbekannt für mich waren und ich nicht richtig verstanden habe.“ Eine Hürde, die hörbeeinträchtigte Menschen sehr oft haben. Martin Nowak, Leiter von Hand-Werk Ausbildungsassistenz erklärt: „Oft wird übersehen, dass nicht alles, was gehört wird, auch verstanden wird. Der Ausfall wesentlicher Frequenzbereiche sorgt dafür, dass der Sinn von Aussagen nicht richtig erfasst werden kann. Außerdem haben Hörprobleme in der Kindheit häufig dazu geführt, dass die Erstsprache kaum oder nur teilweise entwickelt wurde.“ Für Martin Nowak und sein elfköpfiges Team ist deshalb wesentlicher Bestandteil der Arbeit, den Blick für die Hürden zu schärfen, denen die Jugendlichen im Alltag und insbesondere im Berufsleben begegnen. „Eine Hörbeeinträchtigung kann gut kaschiert werden. Besonders junge Menschen sehen das als einfache Lösung für sich selber an, um nicht aufzufallen und ‚wie alle anderen‘ zu sein. Dabei übersehen sie jedoch die möglichen kommunikativen Missverständnisse und negativen psychischen Folgen, die damit einhergehen können“, erklärt Martin Nowak. Die Caritas-Ausbildungsassistent*innen bieten daher in Art und Umfang sehr individuelle Unterstützung an, darunter technische Hilfsmittel, Lernunterstützung, zusammenfassende Mitschriften in einfacher Sprache sowie Gebärdensprachdolmetschen im Unterricht. Auch die Sensibilisierung aller Beteiligten in Berufsschule oder Ausbildungsbetrieb gehört zu den Aufgaben der Ausbildungsassistent*innen. Diyar Cicek profitierte von der persönlichen Lernbegleitung, die das Projekt bietet: „Alles, was mir nicht klar war, haben wir in den Lernstunden besprochen. Mir hat es gut gefallen, dass wir Texte leichter gemacht haben und einfache Erklärungen für schwierige Begriffe fanden. Dadurch sind mir viele Zusammenhänge klarer geworden und ich konnte die genaue Bedeutung der Fachbegriffe, die ich als Tischlergeselle wissen muss, verstehen.“

So wie Diyar Cicek sind in den vergangenen 26 Jahren insgesamt rund 400 Jugendliche von der Hand Werk Ausbildungsassistenz begleitet worden, das vom Sozialministerium finanziert wird. Martin Nowak erklärt: „Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie die Teilnehmer*innen in diesem Lebensabschnitt mehr Selbstbewusstsein entwickeln. Wir leisten auch hier unseren Beitrag, indem wir Veranstaltungen organisieren und die Jugendlichen mit Role-Models zusammen bringen, die einen bewussten Umgang mit der eigenen Hörbeeinträchtigung und Strategien zum Überwinden von Kommunikationshürden vorleben.“

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