Augustsammlung 2022

Zwischen Nahrungsmittelkrise und Hungerkatastrophe

Krieg, Inflation, steigende Öl- und Lebensmittelpreise, seit dem Ende des zweiten Weltkrieges waren diese Begriffe nicht mehr so nah an der Lebensrealität der Österreicher*innen wie in den letzten Monaten. Der Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen haben gezeigt: Wir sind eng miteinander verknüpft, durch das Weltgeschehen, durch Weltmärkte, durch die weltweiten Herausforderungen unserer Zeit.

Eine dieser großen Herausforderungen ist und bleibt der weltweite Hunger. Denn immer mehr Menschen rund um den Globus haben nicht genug zu essen, leiden und sterben an den Folgen von Unterernährung. Unser Apell ist wichtiger denn je: Wir dürfen nicht auf Millionen von Menschen vergessen, die weltweit immer stärker von Hunger betroffen sind. Wir müssen für eine gemeinsame Zukunft ohne Hunger kämpfen – und zwar jetzt.

Weltweit steigt der Hunger

Seit den 1990ern konnte der Hunger halbiert werden, u.a durch die Unterstützung von kleinbäuerlichen Familien bei der Landwirtschaft sowie bei der Tierhaltung und durch konkrete Maßnahmen gegen akute Unterernährung von Kindern. Doch seit einigen Jahren verschärft sich der Hunger wieder. Hauptgründe sind die Folgen des Klimawandels, der Covid-19-Pandemie, bewaffnete Konflikte, wirtschaftliche Verwerfungen, Einkommensungleichheit und nun zusätzlich der Anstieg der Nahrungsmittelpreise durch den Ukraine-Krieg. Schon vor dem Ukraine-Krieg (2020) waren laut den Vereinten Nationen bis zu 811 Millionen Menschen unterernährt. Insgesamt befürchtet das Welternährungsprogramm (WFP), dass in den nächsten Monaten bis zu 47 Millionen Menschen zusätzlich an Hunger und Armut leiden werden, Millionen davon Kinder.

Klimawandel führt zu fatalen Ernteverlusten in den ärmsten Ländern

Der Großteil der Bevölkerung in Afrika lebt von der Landwirtschaft und Viehzucht. Durch den Klimawandel verstärken sich nun Erdrutsche, Dürren, Überschwemmungen, Tornados und Insektenplagen. Zusätzlich gibt es im globalen Süden weniger Ressourcen, etwa staatliche Unterstützungen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern. Gesamte Ernten fallen aus, die länger anhaltenden Dürren verbrauchen die ohnehin geringen Wasserreserven. Wenn es keine Nahrung und kein Wasser gibt, verhungern und verdursten auch die Nutztiere. Auch die Böden werden durch die veränderten Bedingungen unfruchtbar. Die Folgen der Co2-Ausstöße aus Europa und Nordamerika treffen demnach jene am härtesten, die sie am wenigsten verursacht haben.

Äthiopien und Kongo: Lebensmittelpreise höher denn je

Äthiopien ist eines der ärmsten Staaten der Erde. Speziell der Süden des Landes (Region Borana) ist stark von Dürren betroffen, die durch den Klimawandel immer intensiver werden. Das World Food Program (WFP) schätzt außerdem, dass 83% der Bevölkerung in der Konfliktregion Tigray (ca. 4,8 Millionen Menschen) keinen ausreichenden Zugang zu Lebensmitteln haben und hungern. Zu dieser Situation kommen nun die explodierenden Lebensmittelpreise – u.a. durch die Konflikte im Land und steigende Weltmarktpreise durch den Ukraine-Krieg. Im vergangenen Jahr ist der Preis des lokalen Warenkorbs des World Food Programmes in Äthiopien um 66% gestiegen.
Durch den Ukraine-Krieg und den damit verbundenen abgeschnittenen Transportwegen und ausfallenden Ernten in der Ukraine wird es zudem massive Einschränkungen geben, was Getreidelieferungen für die hungernde Bevölkerung der Region betrifft: So bezieht das WFP bisher 50 % des Getreides zur Versorgung hungernder Menschen aus dem ukrainisch-russischem Raum.

Auch in der Demokratischen Republik Kongo, dem langjährigen Schwerpunktland der Internationen Hilfe der Caritas Oberösterreich, und eines der ärmsten Länder der Welt, sind die Auswirkungen dramatisch spürbar. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben sich die Lebensmittelpreise in dem Land stark - um 25 bis 35 Prozent - erhöht. Grund dafür sind die weltweit gestiegenen Treibstoffpreise und damit auch Transportkosten für die Lebensmittel – die DR Kongo importiert mehr als 80 Prozent seines Weizens aus Russland und der Ukraine. Für viele Menschen, die ohnehin jeden Tag ums Überleben kämpfen, ist das verheerend. Schon vor dem Ukraine-Krieg lebten drei Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Jetzt spitzt sich die Lage mehr und mehr zu – und unsere Hilfe dort ist dringender denn je gefragt.

Wie die Caritas hilft

Wenn wir jetzt nicht handeln, droht eine Hungerkatastrophe ungeheuren Ausmaßes – vor allem in Ostafrika, das besonders von Klimawandel, Preissteigerungen und Konflikten betroffen ist. Die gute Nachricht ist: Wir können etwas tun! Die Caritas ist mit lokalen Caritas- und Partnerorganisationen vor Ort und hilft, Menschen vor der Hungersnot zu bewahren.

  • Wir helfen bei akuten Hungersnöten
    In akuten Notsituationen verteilt die Caritas direkt Nahrungsmittelpakete, zum Beispiel, wenn es zu Konflikten, zu Überschwemmungen, Lockdowns, zerstörten Ernten und unterbrochenen Lieferketten kommt. Zudem versorgen wir unterernährte Kleinkinder in Ernährungsstationen und ältere Kinder in den Schulen mit täglichen warmen Mahlzeiten. Die Caritas unterstützt außerdem mit Geldhilfen, um Dürren zu überbrücken und Preissteigerungen abzufedern und die täglichen Bedürfnisse decken zu können.
  • Wir helfen Klimaresilienz nachhaltig aufzubauen
    Die Caritas hilft vor allem Kleinbauern und –bäuerinnen etwa durch Landwirtschaftsschulungen. Landwirtschaftsexperten zeigen ihnen auf, wie sie mit diversifiziertem Anbau und durch den verstärkten Einsatz von Kompost höhere Erträge erzielen und gleichzeitig die Wasseraufnahmefähigkeit und Fruchtbarkeit der Böden verbessern. Wir verteilen trockenheitsresistentes Saatgut und helfen beim Aufbau von Getreidespeichern und der Vermarktung ihrer Ernteerträge. Dadurch wird die Ernährung der Menschen nachhaltig gesichert und von externer Hilfe unabhängiger.
  • Wir setzen uns für Klimagerechtigkeit ein
    In der Demokratischen Republik Kongo unterstützen wir die nationale Caritas darin, die Regierung dahingehend zu beeinflussen, dass das Landrecht nachhaltige Bewirtschaftung durch Kleinbauern und –bäuerinnen langfristig ermöglicht. Die Caritas unterstützt außerdem Co2-Kompensationsprojekte – etwa in Uganda, Äthiopien und künftig dem Südsudan. Diese Projekte verringern die Abholzung von Bäumen und Büschen, etwa durch energiesparende Öfen und Biogasanlagen. Diese tragen insofern zur Ernährungssicherheit bei, da sie die Arbeitsbelastung von Haushalten reduzieren – und schützen zudem das Klima.

Glocken gegen Hunger - Aktionstag am 29. Juli

Wir freuen uns sehr, dass die österreichische Bischofskonferenz heuer bereits zum sechsten Mal die Aktion „Glocken gegen Hunger“ beschlossen hat: Am 29. Juli werden um 15 Uhr in ganz Österreich in den Pfarrgemeinden die Kirchenglocken fünf Minuten lang läuten. Das Läuten soll – zur Sterbestunde Jesu - darauf aufmerksam machen, dass täglich Menschen an Hunger sterben. 

Auch wir als Caritas bitten alle Pfarren der Diözese Linz um Unterstützung!

Mehr dazu hier: www.caritas.at/glockengegenhunger

Spendenbeispiele

10 Euro schenken Sie einer Kleinbäuerin oder einem Kleinbauern Nutzpflanzen-Setzlinge.

25 Euro ermöglichen nahrhaftes Essen für ein Kind für einen Monat.

Mit 50 Euro erhält eine Familie ein Notpaket mit Grundnahrungsmitteln.

Materialien zur Augustsammlung