Einblick in die Arbeit der RegionalCaritas

RegionalCaritas, ein Ort des Zuhörens, Hinschauens auf die Sorgen und Nöte in diversen Lebenssituationen und Vernetzung zu den vielfältigen Hilfs- und Dienstleistungsangebote der Caritas und darüber hinaus.

Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin gibt aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Caritas Zentrum Rohrbach einen Einblick in die Arbeit und Wirkungsweise der RegionalCaritas Obwohl die Volkshilfe für die Flüchtlingsbegleitung zuständig ist, unterstützen Freiwillige der Caritas Oberösterreich geflüchtete Menschen. Denn: nur zusammen kann man viel bewirken!

„Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“ - diese afrikanische Sprichwort beschreibt sehr gut, wie der Familie Aras (Name zum Schutz der Privatsphäre geändert) geholfen wurde, in Österreich Fuß zu fassen.

Begonnen hat alles am 27. April 2017:

Mathilde Mader von der RegionalCaritas Rohrbach, eine Vertreterin der Volkshilfe und ich als ehrenamtliche Mitarbeiterin trafen uns bei der Familie zu einem Gespräch. Dabei besprachen wir, wobei und welche Unterstützung die Familie braucht.

Zu Beginn waren vor allem Fahrdienste notwendig, da die Familie  außerhalb einer Ortschaft in einem Privatquartier wohnte.

Als der Mietvertrag nicht verlängert werden konnte, musste eine neue Wohnung gefunden werden. Neben Caritas, Volkshilfe und mir beteiligten sich bei der Suche  auch Freunde der Familie.

Die neue Vermieterin nahm die Familie herzlich auf und stellte auch Wäsche und Geschirr zur Verfügung. Was im neuen Haushalt noch fehlte, bekam Familie Aras von Caritas und Volkshilfe zur Verfügung gestellt.

Im neuen Quartier fand die Familie nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern die herzliche Beziehung zu den Vermietern schenkte ihnen auch eine Art Familienanschluss – die Vermieter wurden fast zu Ersatzeltern und -großeltern. Das half sehr in einer Zeit, in der sich das Ehepaar Aras um Anschluss im Ort bemühte, mit den Mühlen der Bürokratie kämpfte und einen neuen Anfang versuchte.

Ein Jahr nach dem Einzug dann die erfreuliche Nachricht: ein Baby ist unterwegs.

Die Schwangerschaft der Mutter war kompliziert, und auch nach der Geburt des Babys brauchte die  Familie viel Unterstützung, da die Mutter körperlich schwer erkrankt war.

Bald darauf kam der Bescheid zur  Befragung durch die Asylbehörde. Die Familie wurde nach Graz bestellt.

Caritas und Volkshilfe versuchten intensiv, den Termin nach Linz zu verlegen, weil die Mutter noch sehr geschwächt und das Baby noch ganz klein war  –  die Behörde lehnte aber ab. Daher nahm Mathilde Mader mit der Caritas in Graz Kontakt auf, und organisierte auf diesem Weg eine private Unterkunft für eine Nacht. Ein junger Mann aus dem Bezirk Rohrbach fuhr die Familie nach Graz. Da ich zu diesem Zeitpunkt leider krank war, begleitete kurzerhand Mathilde Mader die Familie zur Befragung.

Als im Nachbarort ein Schwimmkurs für Kinder angeboten wurde, meldeten wir die beiden älteren Kinder an, auch zum Üben zwischendurch fuhren wir ins Schwimmbad – zu ihrer und unserer großen Freude lernten beide Kinder und auch die Mutter  schwimmen.

Da die Arbeitssuche für den Vater sich trotz vieler Bemühungen sehr schwierig gestaltete und er kaum soziale Kontakte hatte, stellte Mathilde den Kontakt zu einem Mann aus Syrien her, der selbst die Flucht aus seinem Heimatland erlebt hatte und nun ein freiwilliger Mitarbeiter der RegionalCaritas ist. Dieser besuchte ihn regelmäßig.

Dann meldete sich erneut Nachwuchs an, die Schwangerschaft verlief  ebenfalls schwierig, aber im Sommer 2022 wurde das lange ersehnte Töchterlein geboren.

In beiden Schwangerschaften war viel Betreuung und Zuspruch von allen Seiten nötig. Vor allem die Vermieterin, die in der Rolle einer Oma immer da war, war eine große Stütze.

Inzwischen machte der Vater den Führerschein in Österreich, weil die Lizenz aus seinem Herkunftsland nicht anerkannt werden konnte.

Noch einmal kam ein Bescheid aus Graz, diesmal musste nur die Mutter hinfahren. Dank der Kontakte zur Caritas in Graz und zur Gastfamilie von erstem Mal fanden wir rasch eine Möglichkeit. Frau Aras und ihre damals drei Monate alte Tochter konnten bei der schon vertrauten Familie übernachten. Die Alternative wäre ein Großquartier gewesen, was wir der Frau und dem Stillkind nicht zumuten wollten. Ich begleitete die Mutter und das Baby auf dieser Reise.

Inzwischen ist die Familie gut integriert, der Vater hat Arbeit gefunden und ist sehr froh, selber für seine Frau und die Kinder sorgen zu können.

Der Weg dorthin war schwer. Die Erlebnisse in der Heimat und die Flucht hatten viele Wunden hinterlassen. Es hat einige Zeit gedauert, die Spielregeln in unserer anderen, für Familie Aras sehr fremden Kultur zu lernen und sich in der Bürokratie zurechtzufinden. Mit Lernbereitschaft, Interesse und einem guten Herzen haben die Eheleute und ihre inzwischen vier Kinder aber im Bezirk Rohrbach eine Heimat gefunden, in der sie sich wohl und sicher fühlen.

Ermutigung, Verständnis und Einfühlungsvermögen haben sie von vielen Menschen erfahren. Die großzügige Unterstützung, die ich so oft erlebte, wenn ich versuchte, der Familie Dinge zu organisieren oder Kontakte zu ermöglichen, haben auch für mich die Welt ein Stück weit menschlicher gemacht.

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