Sozial benachteiligten Jugendlichen fehlen oft die elterlichen Netzwerke für einen guten Berufseinstieg. Das Projekt „Chance4Youth“ begleitet und bestärkt die Jugendlichen, um ihnen die Möglichkeiten bewusst zu machen, die sie haben.

Gleiche Träume, ungleiche Chancen

Der Jugend stehen alle Wege offen – zumindest scheinbar. Tatsächlich haben manche deutlich bessere Startchancen. Bildung, berufliche Möglichkeiten und Netzwerke werden oft vererbt. In den Lerncafés erhalten Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien kostenlose Lernbegleitung und seit zwei Jahren auch gezielte Unterstützung bei der Berufsorientierung.

Spätestens am Ende der Sekundarstufe I und beim Übergang in Ausbildung oder Beruf zeigen sich die Folgen dieser Ungleichheit besonders deutlich. Viele der Jugendlichen haben nicht nur höhere Wiederholungsquoten, sondern auch deutlich weniger Wahlmöglichkeiten für ihren weiteren Bildungsweg. „Viele der Jugendlichen im Lerncafé wissen genau, was sie machen möchten“, erzählt Birgit Huber vom Lerncafé Marchtrenk. „Ihnen fehlt aber das Wissen über den Weg dorthin.“

Wenn Vitamin B fehlt

Das zweijährige Projekt Chance4Youth bot den Jugendlichen genau die Unterstützung, die zuhause nicht möglich ist. Während viele Gleichaltrige familiäre Kontakte nutzen, um Ferialjobs oder Praktika zu bekommen, haben ihre Eltern diese Netzwerke kaum. Im Projekt erarbeiteten die Jugendliche ihre Kompetenzen, erstellten sich eine Vision ihrer Zukunft und überprüften, wie gut ihr Berufswunsch zu ihren Stärken passt. „Viele haben ein gutes Gefühl für ihre Stärken - oft fehlt ihnen jedoch der passende Fachbegriff dazu. Nach einem Workshop können sie sich dann selbst als teamfähig oder entscheidungsfreudig beschreiben.“

Die 14-jährige Genita aus Vöcklabruck zog aus den Workshops einiges an Selbstbewusstsein. „Vorher war mir nicht klar, wie offen und sozial ich eigentlich bin“, erzählt sie. „Jetzt weiß ich auch besser, was mich auf verschiedenen Ausbildungswegen erwartet - was man z.B. in einer HAK konkret macht. Ich habe das Gefühl, dass mir viel mehr Berufe offen stehen.“

Von Vorbildern lernen, Diskriminierung benennen

Neben den Workshops berichteten ehemalige Lerncafé-Jugendliche in Peer-Gesprächen von ihren Erfahrungen. Exkursionen zu Berufsmessen und Ausbildungsstätten gaben konkrete Einblicke in verschiedene Möglichkeiten. Ergänzend gab es ein Training gegen Rassismus und Diskriminierung, das half, Bewusstsein zu schaffen und sich besser zu positionieren. Denn Ausgrenzung kann den Einstieg ins Berufsleben erheblich erschweren, wie Lerncafé-Leiterin Michaela Lehofer weiß: „Jugendliche mit Migrationserfahrung erleben deutlich häufiger Diskriminierung. Gleichzeitig fühlen sie sich nicht zugehörig zur betroffenen Gruppe und suchen individuelle Gründe für ihr Scheitern“, erklärt sie. „Diese Verinnerlichung schwächt das Selbstwertgefühl und wirkt sich negativ auf die Berufslaufbahn aus.“

Trotz der bekannten Bildungsungleichheiten gibt es in Oberösterreich bislang keine speziellen, auf diese jungen Menschen zugeschnittenen Angebote zur Berufsorientierung. Das Projekt Chance4Youth hat hier eine wichtige Lücke geschlossen. Das Projekt wurde vom AK Ausbildungsfonds finanziert.

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