Eine Pädagogin spielt mit drei Kindern.

Vorfahrt für Gefühle: Empathie wächst Zuhause

Mitgefühl beginnt im täglichen Miteinander. Elementarpädagogin Katharina Winter weiß, worauf es dabei ankommt - und gibt Tipps für den Familienalltag.

Im Zentrum stehen – wenig überraschend – die engsten Bezugspersonen, meist die Eltern. Wer Gefühle wahrnimmt, benennt und begleitet, legt den Grundstein für ein mitfühlendes Familienklima. 

Kinder müssen es spüren: „Du bist nicht allein mit deinem Gefühl. Ich bin bei dir und wir stehen das gemeinsam durch.“ Das vermittelt ihnen Halt und Sicherheit, wenn von ihren Gefühlen überwältigt werden. 

Genauso wichtig ist, dass Erwachsene ihre eigenen Gefühle ausdrücken und reflektieren können: „Ich fühle mich heute müde und merke, dass ich weniger Geduld habe. Trotzdem möchte ich dir zuhören und für dich da sein, so gut ich gerade kann.“
So wird emotionale Selbstfürsorge vorgelebt und Kinder lernen: Gefühle sind erlaubt - und man kann gut mit ihnen umgehen.

5 Impulse für Familien
  • Ein sicherer Hafen: Kinder in ihren Gefühlen begleiten

Wer Emotionen benennt und Halt gibt, zeigt, dass jedes Gefühl seinen Platz haben darf.

Kinder müssen Impulskontrolle erst erwerben. Dafür benötigen sie einen sicheren Rahmen, um mit ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen - und Begleitung, wenn die Gefühle ungebremst erlebt werden. 

Ein reflektierter Erwachsene nimmt das Kind in seiner Situation ernst: „Ich sehe dich. Ich verstehe, dass du gerade wütend und auch traurig bist, weil es jetzt Zeit ist ins Bett zu gehen. Nimm dir Zeit. Ich bin da, wenn du eine Umarmung brauchst.“

  • Aktiv zuhören

Aufmerksames Zuhören signalisiert Respekt und vermittelt, dass Gedanken und Sorgen wichtig sind. Zuhören heißt präsent zu sein, nachzufragen, ohne sofort Lösungen anzubieten. Manchmal hilft es, kurz innezuhalten und sich zu fragen, welches Bedürfnis hinter dem Verhalten steckt. So nimmt man sich einen Moment aus dem Geschehen und kann agieren anstatt zu reagieren. 

  • Perspektivenwechsel üben

Ab etwa drei Jahren entwickeln Kinder die „Theory of Mind“. Von da an können sie sich in die Situation und Gefühlslage des Gegenübers zunehmend hineinversetzen. Durch Fragen wie „Wie hättest du dich dabei gefühlt, wenn das jemand zu dir gesagt hätte?“ lernen Kinder, die Sicht anderer einzunehmen. 
Auch Erwachsenen dürfen einen solchen Perspektivenwechsel einnehmen und uns fragen„Wie ginge es mir, wenn ich, vertieft in ein spannendes Buch, es plötzlich weglegen müsste, weil es Essen gibt?“ 

  • Konflikte als Chancen begreifen

Streit wird nicht unterdrückt, sondern genutzt, um gemeinsam Lösungen zu suchen und Rücksicht zu erlernen. Wer gemeinsam über Gefühle spricht und nach Lösungen sucht, anstatt zu strafen, fördert Verständnis und Eigenverantwortung beim Kind. Werden Konflikte respektvoll ausgetragen, ist dies ein Gewinn für alle, und es zeigt: Unterschiedliche Meinungen und Gefühle dürfen nebeneinander bestehen. 

  • Mit den eigenen Gefühlen im Kontakt bleiben 

Eltern, die sich selbst spüren und authentisch mit ihren Gefühlen umgehen, sind starke Vorbilder. Es gibt Situationen in denen wir uns von unserem Kind provoziert fühlen. Das kann Überforderung und Hilflosigkeit auslösen. Statt es als persönlicher Angriff gegen uns zu werten, sollten wir es als „Beziehungsprüfung“ verstehen. Kinder können Vertrauen, Sicherheit und dadurch auch einen guten Selbstwert entwickeln, wenn sie selbst in herausfordernden Situationen, Halt, Zuwendung und Wertschätzung erfahren.

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