Zwischen Kinderlachen und Wäschekorb - Familienhilfe als Anker für viele Eltern

Wenn das Familienleben ins Wanken gerät, kommt sie mit Herz und Tatkraft. Wie fühlt es sich an, in fremden Küchen zu stehen und doch ein Stück Familie zu werden? Familienhelferin Isabella Fischer weißt, wie man Nähe schenkt.

Seit 15 Jahren für Familien da

Den Anstoß, die Ausbildung zur Diplom-Sozialbetreuerin Familienarbeit an der Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe zu machen, gab ihre Mutter. Isabella Fischer aus St. Johann am Walde im Bezirk Braunau hatte schon immer eine soziale Ader. „Wenn es jemandem schlecht ging, schaute ich nicht zu, sondern packte an,“ erzählt die heute 35-jährige Mutter eines elfjährigen Sohnes und einer bald 6-jährigen Tochter. „Dass ich mit Kindern arbeiten wollte, stand für mich fest. Doch ich wollte nicht die 5-jährige Schule zur Kindergartenpädagogin machen. Außerdem kochte ich immer schon gerne und Haushaltstätigkeiten gingen mir leicht von der Hand.“ Isabella Fischers Mutter kannte die Familienhilfe der Caritas von Erzählungen einer Bekannten und meinte: „Isabella, werde Familienhelferin. Das passt zu Dir.“ Wie recht sie damit hatte, zeigt sich noch heute. „Für mich ist es Berufung“, sagt die 35-Jährige. „Selbst nach 15 Jahren taugt mir die Arbeit total. Mich erfüllt die Aufgabe, Familien zu unterstützen, wenn sie in herausfordernden Situationen Hilfe brauchen. Und es ist echt schön zu sehen, wenn sich die Kinder auf mich freuen, oder wenn ich ein simples ‚Danke‘ von den Eltern höre.“

Wenn das Familienleben ins Wanken gerät

Die Situationen, in denen Familien Unterstützung brauchen, sind vielfältig. Ob es eine schwierige Schwangerschaft zum zweiten oder dritten Kind ist, wo die Mama liegen muss und die anderen Kinder betreut werden müssen. Ob es bei oder nach der Geburt ist, wo helfende Hände gebraucht werden. Oder bei Erkrankungen einzelner Familienmitglieder: Es gibt viele Gründe, die das Familiensystem zu überlasten drohen. „Dabei muss es keine schwere Erkrankung sein“, erzählt Caritas-Mitarbeiterin Isabella Fischer. „Es reicht, wenn ein Kind nach dem anderen zu fiebern beginnt. Dann werden die Nächte kürzer, Hausarbeit bleibt liegen, mit einem Kind muss man zum Arzt, das andere soll daheim bleiben. Auch in solchen Situationen ist die Unterstützung durch die Caritas-Familienhilfe hilfreich und eine echte Entlastung.“

Die Caritas-Familienhilfe kommt in diesen und ähnlichen Fällen nach Hause und greift bei der Kinderbetreuung und in der Hausarbeit unter die Arme. Isabella Fischers Alltag jedenfalls ist abwechslungsreich. „In der Früh mache ich meine Kinder fertig. Nach dem Frühstück radelt der Große zur Schule, die Kleine bringe ich in den Kindergarten. Dann fahre ich zu meiner Einsatzfamilie, wo ich etwa drei Stunden bin. Mit der Mutter bespreche ich zu Beginn, welche Aufgaben heute anstehen und wer was übernimmt.“ Bei einer 3-fach-Mama mit Kindern zwischen null und drei Jahren beispielsweise übernimmt die Caritas-Mitarbeiterin manchmal das Baby, spielt mit den Geschwistern oder schlichtet auch mal Streit, wenn die Größeren um den Traktor rangeln. Währenddessen kann die Mama in Ruhe das Haus saugen, kochen oder den Einkauf erledigen. „Oder ich bügle die Wäsche und singe währenddessen mit den Kindern“, erzählt die 35-Jährige. „Die Zeit verfliegt immer sehr rasch. Dann hole ich entweder nach dem Einsatz meine Tochter vom Kindergarten ab und die Arbeit geht zuhause in meinem Haushalt und mit meinen Kindern weiter, oder ich fahre in eine zweite Einsatzfamilie.“ In diesem Fall greift die zweifache Mama auf ihr eigenes Familiennetz zurück. „Die Oma oder eine meiner Schwestern sind immer zur Stelle“, sagt Isabella Fischer. „Da habe ich wirklich Glück, dass wir so nahe wohnen und uns gegenseitig unterstützen.“

Besuchsbegleitung als zusätzliches Angebot

In den 15 Jahren, in denen Isabella Fischer mittlerweile in den Mobilen Familiendiensten der Caritas arbeitet, hat sich vieles verändert. „Früher haben die Einsätze in den Familien deutlich länger gedauert. Da war ich auch öfter mal einige Wochen nur in einer Familie im Einsatz.“ Gerne erinnert sie sich z. B. an ihren ersten Einsatz gleich nach der Ausbildung. „Ich kannte die Familie bereits von meinem Praktikum – da wurde die Mama von drei Jungs an der ersten Hüfte operiert“, erzählt die Caritas-Mitarbeiterin. „Mein erster eigener Einsatz war in dieser Familie, als die Mutter an der zweiten Hüfte operiert wurde. Das war ein wirklich toller Einstieg.“ Bis zu ihren eigenen Kindern arbeitete Isabella Fischer Vollzeit. „Seither arbeite ich Teilzeit mit unterschiedlichem Stundenausmaß. Heute sind es 16 Wochenstunden.“ Nach der Geburt ihrer Tochter vor fast sechs Jahren kam die Besuchsbegleitung als Aufgabenfeld hinzu. „Die Besuchsbegleitung ermöglicht Kindern den persönlichen Kontakt zu beiden Elternteilen in einer schwierigen Trennungssituation“, erklärt Isabella Fischer. „Im Beisein von mir oder einer Kollegin können Kinder in kindgerechter Atmosphäre Zeit mit den besuchsberechtigten Personen verbringen.“ Dafür haben die Caritas-Mitarbeiterinnen einen eigenen Besuchsraum eingerichtet. Die Besuche finden in diesem Raum oder draußen am Spielplatz statt. „Auch wenn die Besuchsbegleitung und die Familiendienste sich vom Angebot her völlig unterscheiden, so steht für mich immer im Mittelpunkt, dass sich die Kinder wohlfühlen. Dazu kann ich viel beitragen, weshalb ich beides sehr gerne mache.“

Mit der Familienhilfe werden Randzeiten abgedeckt

Heute dauern die Familienhilfe-Einsätze in einer Familie meist nur 3-4 Stunden am Stück. Manchmal finden sie mehrmals in der Woche, oft aber auch nur einmal pro Woche oder alle zwei Wochen statt. „Es kommt auf die jeweilige familiäre Situation an, wann und wie unsere Hilfe am dringendsten erforderlich ist. Wir decken dabei auch die Randzeiten ab, d.h. bevor Krabbelstube oder Kindergarten die Türen öffnen, oder wenn sie die Türen wieder schließen. Wir können grundsätzlich Zeiten zwischen 6 und 20 Uhr abdecken.“

Einfach mal unverbindlich informieren

Dass es Überwindung kostet, um Hilfe im familiären Alltag zu bitten, erlebt Isabella Fischer regelmäßig. „Das ist aber völlig unbegründet“, sagt die erfahrene Familienhelferin. „Es ist ein Zeichen von Stärke, wenn man sich Unterstützung holt. Man soll wirklich keine Scheu haben, sich einfach mal zu informieren, wenn man denkt, mit der Familienhilfe eine schwierige Situation überbrücken zu können. Oft öffnen wir weitere Türen, die erst durch unseren Blick von außen gesehen werden. Und eigentlich höre ich fast immer: ‚Wenn ich vorher gewusst hätte, wie hilfreich es ist und wie sehr du mir geholfen hast, dann hätte ich mich schon viel früher gemeldet.‘ Ich trete den Eltern mit Herzlichkeit und Wertschätzung gegenüber, und schon nach den ersten Worten ist meist das Eis gebrochen. Auch zu den Kindern finde ich in der Regel rasch Zugang. Man muss einfach auf sie eingehen und ihre natürliche Neugierde nutzen. Meist habe ich einen kleinen Fundus an Spielen oder Büchern mit, oder ich mache einfach etwas mit ihnen, was ihnen taugt.“

Gell, du bist die Isabella?

Wenn Isabella Fischer oft nach vielen Jahren von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen angesprochen wird. „Gell, Du bist die Isabella? Du warst damals bei uns in der Familie“ dann weiß sie, dass sie einen prägenden Eindruck hinterlassen hat und den Familien in der Zeit, in der sie Unterstützung gebraucht haben, eine wichtige Stütze war. „Das freut mich sehr und zeigt mir, dass ich in diesem Beruf richtig bin.“

Ausgleich findet Isabella Fischer beim Backen. „Da werden die Nächte oft sehr kurz, manchmal nehme ich mir auch Urlaub dafür. Aber ich backe einfach unglaublich gern“, verrät die 35-Jährige. Egal ob Kekse, Kuchen oder Gebäck. „Nachdem ich selbst nicht so viel davon esse, werden meine Familie und Freunde regelmäßig von meinen Backwaren versorgt.“ Halt und Unterstützung findet sie auch in ihrer eigenen Familie. „Unser Zusammenhalt in der Großfamilie ist ein Geschenk. Und ich bin wirklich liebend gerne Mama. Ein Leben ohne meine Kinder könnte ich mir nicht vorstellen, auch wenn es oft fordernd ist – aber sie geben mir sehr viel Kraft.“

Nähere Informationen

Die Caritas bietet die Mobilen Familiendienste im Auftrag der Sozialhilfeverbände/Magistrate an. Der vom Land OÖ vorgegebene Kostenbeitrag für die Familie ist sozial gestaffelt. Die restlichen Kosten werden aus öffentlichen Mitteln von den Sozialhilfeverbänden/Magistraten mit Unterstützung des Sozialressorts des Landes OÖ übernommen. Um die Familienhilfe auszuprobieren, kann der Pauschaltarif von € 105 Euro für die ersten 21 Stunden genutzt werden. Den Tarifkalkulator und Ansprechpersonen in Ihrer Nähe finden Sie auf www.mobiledienste.or.at