Frauen rutschen in die Armut ab

Frauen und Alleinerziehende sind besonders armutsgefährdet. Im Haus für Mutter und Kind der Caritas erleben wir tagtäglich die Verschlechterung der Lage für Frauen.

Christiane Fellitsch, Leiterin vom Haus für Mutter und Kind, weiß nur zu gut, womit Frauen derzeit kämpfen: „Die Mütter haben mitunter große Schwierigkeiten, ihre Kinder in Krabbelstuben anzumelden. Bei Kindern mit Beeinträchtigung ist es nahezu unmöglich, einen Platz in einer Krabbelstube oder in einem Kindergarten zu bekommen“, erzählt sie. Bei dieser Thematik drehen sich die Frauen oft im Kreis: Eine Vormerkung als Arbeitssuchende beim AMS ist oft erst möglich, wenn die Mütter eine Zusage für einen Krabbelstubenplatz bestätigen können; umgekehrt ist es üblich, dass die Mütter, um einen Platz für ihre Kleinsten zu bekommen, eine Bestätigung vom Arbeitgeber oder eine Kursbestätigung vom AMS benötigen.

„Zudem dauert die Bearbeitung der Anträge für Sozialhilfe immer länger. In dieser Zeit sind die Frauen und ihre Kinder oft nicht einmal krankenversichert“, sagt Fellitsch. „Bedenkt man noch die gestiegenen Wohnkosten, weisen die sozialökonomischen Entwicklungen vor allem für Alleinerzieherinnen eine zunehmend destruktive Dynamik auf.“

568.000 Frauen (13% der Österreicherinnen) sind von Einkommensarmut betroffen. Hauptgrund für die Armut von Frauen ist ihr niedriges Einkommen, denn viele von ihnen sind in atypischen Berufen und schlecht entlohnten Branchen beschäftigt. Eine Konsequenz daraus ist, dass vor allem Frauen lediglich die Mindestpension erhalten.

„Diese geschlechterspezifische Schlechterstellung erfordert politische Maßnahmen, um Sozialleistungen und Mindestlöhne anzuheben“, betont Fellitsch. „Auch der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen gilt als unverzichtbarer Beitrag zur Vermeidung von Frauenarmut.“

Im letzten Dreivierteljahr hat sich die sozialen Gefährdungslagen vor allem für Ein-Eltern-Familien und Kinder, die mit einem Elternteil aufwachsen, enorm verschlechtert. Die Schwierigkeit, mit dem monatlichen Einkommen auszukommen ist in Ein-Eltern-Haushalten von 18% auf 27% angestiegen. Die Zahlen sind untrügliches Zeichen dafür, dass eine beachtliche Anzahl an Müttern und Vätern in Österreich und vor allem deren Kinder massiv davon bedroht sind, in Armut abzurutschen und darin zu verbleiben, wenn sich nicht bald Lösungen für diese Bevölkerungsgruppe anbieten.

„Während sie in einer Sozialeinrichtung wohnen sind die Frauen und ihre Kinder durch die Strukturen der NGOs vorrübergehend geschützt“, sagt Fellitsch. „Man kann sich aber kaum vorstellen, in welcher Lage sich vor allem Ein-Eltern-Familien im Privatbereich befinden.“

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