Wie kann man Menschen mit kognitiven Einschränkungen dabei unterstützen, sich im Alltag besser zurechtzufinden, kommunikativer zu werden und dabei Selbstvertrauen aufzubauen? Sabine aus Wallern hat ihr Abschlussprojekt für ihre Ausbildung zur Diplom-Sozialbetreuerin Familienarbeit an der Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe Linz-Urfahr genau dieser Frage gewidmet – und dabei eine besonders persönliche Lösung gefunden: ein selbst gestaltetes Tagebuch zur Förderung des Gedächtnisses und der Kommunikation für ihren Bruder.
Sabine, 52 Jahre, blickt auf eine 13-jährige Tätigkeit als Optikerin in Linz zurück. Ihr Antrieb für den Berufswechsel in den Sozialbereich: „Mein Interesse an den Menschen und meine Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwicklung.“ Im Rahmen ihres Praktikums in den Werkstätten der Assista in Altenhof entschied sie sich bewusst für die Gärtnerei, wo ihr Bruder tätig ist. Seit einem Schädel-Hirn-Trauma im Jahr 2018 hat er eine leichte einseitige Beeinträchtigung sowie Probleme insbesondere mit dem Kurzzeitgedächtnis. Vor seiner Erkrankung war Sabines Bruder ein aktiver, geselliger und hilfsbereiter Mensch. Als gelernter Mechaniker und späterer Einkaufsleiter war er beruflich erfolgreich. Privat engagierte sich der Vater von zwei erwachsenen Töchtern mit großer Leidenschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr und sang im Kirchenchor.
Heute kann sich Sabines Bruder zwar an Vergangenes gut erinnern, aber er hat Schwierigkeiten, Erlebnisse und Namen aus dem aktuellen Alltag zu speichern. Wenn er abends nach Hause kommt, kann er seiner Frau deshalb nur sehr wenig über das am Tag Erlebte erzählen. Daraus entstand die Idee für Sabines schulische Fachprojekt: Ein Tagebuch mit von ihm selbst aufgenommenen Handyfotos. Es sollte ihm dabei helfen, sich zu erinnern, sich mitzuteilen und seine Tage zu reflektieren. Sabine unterstützte ihren Bruder einfühlsam und strukturiert dabei, alltägliche Erlebnisse mit dem Handy zu fotografieren. Sie erinnerte ihn in verschiedenen Situationen ans Fotografieren und half ihm, anhand der Bilder, kurze Einträge zu formulieren und in einem Tagebuch festzuhalten. Jetzt hat er ein gutes Hilfsmittelt, mit dem er seiner Familie und Freunden vom Tag erzählen kann. Zusätzlich gestaltete er in der hauseigenen Lederwerkstatt eine Lederhülle für das Buch. „Dabei stellte er sich so geschickt an, dass ihn die Mitarbeiter*innen der Lederwerkstatt sogleich abwerben wollten“, lacht Sabine. Ergänzend entwickelte Sabine ein „Gesichter-Memory“ mit Fotos von seinen Kolleg*innen und Betreuungspersonen, um Namen leichter zu lernen. Das Projekt stärkte nicht nur ihren Bruder, sondern hat sie auch selbst tief berührt: „Ich habe viel über mich und meine Haltung als Sozialbetreuerin gelernt: Wie wichtig es ist, Verantwortung abzugeben und Menschen Selbstwirksamkeit zuzutrauen.“
Alle Informationen zur Ausbildung in den Sozialbetreuungsberufen
Die drei Caritas-Schulen für Sozialbetreuungsberufe in Linz, Linz-Urfahr und Ebensee laden ab Jänner wieder zu Infoabenden ein. Hier erhalten Interessierte einen praxisnahen Einblick in die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten und erfahren, wie sie selbst Menschen auf ihrem Weg begleiten und stärken können.
Hinweis: Die Ausbildungen zur Alltagsbegleitung starten am 27.1.2026 in Ebensee und am 3.3.2026 in Linz.
Infos: www.ausbildung-sozialberufe.at
Infoabende:
SOB Schiefersederweg für Altenarbeit (Fach- und Diplomausbildung), Familienarbeit & Vorbereitungslehrgang als Bildungs- und Orientierungsjahr: 13.1.2026, 17 Uhr
Tag der offenen Tür: 6.3.2026, 9-14 Uhr: www.ausbildungszentrum-linz.at
SOB Salesianumweg
15.01.2026 ab 17 Uhr: Alltagsbegleitung
28.01.2026 ab 17 Uhr: Integrative Behindertenbegleitung
05.03.2026 ab 17 Uhr: Fachausbildung Behindertenbegleitung und Behindertenarbeit www.sob-linz.at
SOB Josee für Altenarbeit, Behindertenarbeit, Behindertenbegleitung, Familienarbeit, Alltagsbegleitung:
22. Jänner 2026, 19. März 2026, jeweils 18 Uhr, online: www.josee.at
