„Auch wenn in den vergangenen Jahren in Oberösterreich schon große Anstrengungen in der Versorgung von Menschen mit Behinderungen unternommen wurden, bleibt eine echte Inklusion weiterhin die Herausforderung“, so Caritas-Vorstand Martin Gruber anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember.
Weitere Kraftanstrenungen benötigt
Die gute medizinische Versorgung ermöglicht Menschen mit Behinderungen ein höheres Alter zu erreichen. Das hat zur Folge, dass Eltern zunehmend nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder mit Behinderungen zu Hause zu betreuen. Caritas-Vorstand Gruber begrüßt deshalb den bisher erfolgten Ausbau der Wohnplätze in Oberösterreich – allein bei der Caritas sind 2025 in den neuen Häusern Sierning, Ternberg und Ried 70 neue Plätze entstanden – und betont, dass es angesichts der demografischen Entwicklung aber weitere Kraftanstrengungen braucht.
Knappe Personalressourcen erhöhen Druck auf Mitarbeiter*innen
„Neben der notwendigen Assistenz im Alltag, der Betreuung und Pflege soll den Bewohner*innen ein aktives und selbstbestimmtes Leben ermöglicht werden. Die knappen Personalressourcen – wenn etwa eine Person mehrere Stunden lang zu einer medizinischen Behandlung begleitet werden muss – bringen das diensthabende Personal stark unter Druck“, schildert der Caritas-Vorstand die täglichen Herausforderungen für die Caritas-Mitarbeiter*innen.
Tagesstruktur und Qualifizierung
„Mit einem Dach über dem Kopf ist es nicht getan, die Bewohner*innen benötigen auch eine sinnvolle Tagesstruktur, bei der sie ihren Fähigkeiten entsprechend, beschäftigt werden. In Zeiten, in denen der Arbeitsmarkt einbricht, ist es für Menschen mit Behinderungen doppelt schwer, adäquate beschäftigt zu finden“, erläutert Martin Gruber. Die Arbeitsaufträge von Firmen für die Menschen, die in den Werkstätten begleitet werden, brechen weg. Neue sind schwer zu bekommen. Zudem steigt der Druck, Menschen mit Behinderungen für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren.“
Echter Lohn statt Taschengeld
Ein Zeichen echter Inklusion wäre es, endlich weg vom Taschengeld hin zu existenzsichernden Löhnen bzw. Gehältern zu kommen sowie eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung für Menschen mit Behinderungen zu garantieren. „Menschen mit Behinderungen sind oft ein Leben lang von öffentlicher und familiärer Unterstützung abhängig und bleiben aus rechtlicher Sicht bis ins hohe Alter in der Rolle des Kindes. Das ist nicht nur beschämend, sondern führt auch dazu, dass viele von Armut bedroht sind“, erklärt Caritas-Vorstand Gruber. „Eine inklusive Gesellschaft ist eine Frage des Wollens und nicht des Könnens.“
