Bericht von Andreas Knogler
Ein WWF-Report zeigt, dass 40% der weltweit produzierten Lebensmittel nicht gegessen und somit kostbare Ressourcen verschwendet werden. Weltweit wird dafür sogar die gesamte Fläche der EU unnötig beansprucht. Auch ist die Lebensmittelverschwendung laut Report für 10% des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich, knapp zweimal so viel wie der jährliche Ausstoß des Autoverkehrs in der EU und den USA zusammen.
In Österreich landen rund 1 Million Tonnen genießbarer Lebensmittel im Müll. Österreich ist verpflichtet, dagegen etwas zu unternehmen, weil man gemeinsam mit 192 anderen UN-Mitgliedsstaaten die UN-Nachhaltigkeitsagenda unterzeichnet hat.
Der WWF hat dazu auch einige Praxistipps zusammengestellt, zum Beispiel, wie Lebensmittel gelagert werden sollen, um länger frisch zu bleiben. Auch sollte man sich anschauen, ob man nicht gezielter einkaufen kann oder wie man etwaige Reste an Lebensmitteln noch verwerten kann www.wwf.at/artikel/tipps-gegen-lebensmittelverschwendung/
Zusätzlich kann man vieles einfrieren oder haltbar machen, indem man Gemüse beispielsweise einlegt oder aus Obst Marmelade, Kompott oder Saft macht. Das schont die Umwelt und auch den eigenen Geldbeutel.
Inklusiv. Illustriert. und Nachhaltig.Interessiert.
Seit Ende Jänner gibt es in St. Isidor einen Kühlschrank für Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, aber zu schade zum Wegwerfen sind. Lebensmittelretter Joachim Schlupek befüllt den Kühlschrank gemeinsam mit Martina Bauer mehrmals pro Woche. Mittels WhatsApp erfahren die Mitarbeiter*innen, was es Neues im Kühlschrank gibt.
Andi Knogler und Bernadett Gumpenberger von der Inklusiven Redaktion trafen Joachim Schlupek zum Interview.
Nachhaltigkeit ist für mich…
…ein Weg, mit dem man etwas in der Welt richtig machen kann, wo eh schon so viel falsch läuft.
Verändert habe ich daher…
…meine alten Gewohnheiten. Ich habe viel gelesen, viele Dokus angesehen und Neues ausprobiert. Ich habe ein paar Jahre beim Urban Gardening mitgemacht, zwei Jahre lang die Wäsche mit Kastanien gewaschen, Putzmittel selbst hergestellt, selbst eingekocht, und die Erfahrung gemacht, dass Selbstgemachtes meistens mindestens so gut ist wie Gekauftes. Ich versuche, plastikfrei einzukaufen und verwende gebrauchte Kleidung und Dinge. Seit vier Jahren bin ich mit dem Lastenrad unterwegs, mit dem ich auch die Lebensmittel rette und zum Kühlschrank nach St. Isidor bringe.
Für den Lebensmittelretter-Kühlschrank rette ich vom Einzel- und Großhandel sowie von Restaurants und Zwischenlagern Lebensmittel ab, deren Mindesthaltbarkeits-Datum überschritten oder zu kurz ist, um noch verkauft zu werden. Auch Produkte mit beschädigter oder verschmutzter Verpackung und optisch unschönes Obst und Gemüse bekommen wir.
Meine Kolleg*innen sind davon…
…offenbar begeistert, denn innerhalb von zwölf Stunden ist der Kühlschrank meistens leer. Es ist schön zu wissen, dass sich die Kolleg*innen und auch die Betriebe, die die Lebensmittel nicht wegschmeißen müssen, freuen. Alle haben etwas davon.
Schwierig war…
…der Prozess, einen Platz für einen Kühlschrank zu finden. Ich hatte bei der Gemeinde Leonding und in der Pfarre angefragt, aber es hatte sich nichts ergeben. In St. Isidor hat es etwas gedauert, aber ich bin froh, dass wir es hier geschafft haben. Die Caritas stellt hier einen Kühlschrank mit Gefrierlade und den nötigen Strom zur Verfügung.
Mein Tipp für nachhaltig Interessierte:
Es ist wichtiger, dass viele in punkto Nachhaltigkeit eher weniger machen und dran bleiben. Das bewirkt mehr, als dass wenige (zu) viel machen und dann nicht durchhalten können. Jede*r sollte sich an die Thematik Nachhaltigkeit herantasten können.
Wir freuen uns über jede Hilfe und über neue Lebensmittelretter*innen in verschiedenen Regionen in Oberösterreich, denn es gibt viel mehr Angebote von Betrieben, als wir retten und dann beispielsweise auch an soziale Organisationen und soziale Projekte verteilen können.
Infos unter www.lebensmittel-retter.at
