Der Tod gehört zum Leben. Das war von Kindesbeinen an die Erfahrung von Heide Putz (61) aus St. Ulrich bei Steyr. Seit 21 Jahren engagiert sich die zweifache Mutter und zweifache Oma im Mobilen Hospizteam der Caritas OÖ.
Sie bietet Menschen in den Bezirken Steyr und Steyr-Land Unterstützung in ihrer Trauer. Jeden dritten Donnerstag im Monat trifft sich die Gruppe von 18-19.30 Uhr in der Leopold-Werndl-Straße 11 in Steyr. Es braucht keine Anmeldung, jeder und jede kann einfach vorbeikommen. Es sind auch Einzelbetreuungen möglich. Informationen unter 0676 87 76 24 95 oder www.hospiz-caritas.at
Der Tod als Selbstverständnis
Als Kind erlebte sie den Tod als etwas Selbstverständliches. Ihre Mutter lebte es Heide Putz vor, dass man sich von den verstorbenen Menschen in der Totenhalle verabschiedet, genauso wie man nach der Geburt ein Kind begrüßt. Es war für ihre Eltern auch selbstverständlich, dass zuerst der Opa – als er zunehmende Pflege brauchte – zu ihnen zog. Er verstarb später im Krankenhaus. Die beiden Omas wurden ebenso bei ihnen zu Hause gepflegt und verstarben auch dort. In ihrem beruflichen Umfeld als Inklusive Elementarpädagogin war sie mit dem Thema Tod und Trauer regelmäßig konfrontiert.
„Die Umstände allerdings, wie mein Schwiegervater vor mehr als 20 Jahren im Krankenhaus verstorben ist, waren für mich damals erschreckend“, erinnert sich die 61-Jährige. „Ich wollte mehr über die Thematik Sterben, Tod und Trauer wissen.“ Heide Putz fand Hilfe im Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung, der regelmäßig von der Caritas OÖ angeboten wird. „Diesen Kurs kann ich jedem Menschen ans Herz legen“, sagt sie. „Mir hat er damals sehr geholfen.“
“Sinnlehre” als ständiger Begleiter
Im Kurs hat sie auch erfahren, dass es in Steyr und Steyr Land das Mobile Hospizteam der Caritas gibt. Hier schenken ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen Menschen, die am Ende ihres Lebensweges stehen, Zeit, Aufmerksamkeit und Menschlichkeit. Und sie unterstützen deren Angehörige in ihrem Trauerprozess. „Ich habe mir diese Arbeit angesehen, und nun bin ich selbst schon seit über 20 Jahren im Caritas-Team“, verrät Heide Putz, die später auch noch den Lehrgang für Trauerbegleitung der Caritas OÖ absolvierte. Der Lehrgang für Logopädagogik an der pädagogischen Hochschule der Diözese Linz war der Startschuss für die weitere Auseinandersetzung mit der Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl. „Die ‚Sinnlehre‘ ist mein ständiger Begleiter. Sie zeigt mir, dass man trotz Schicksal immer Gestalter bleibt. Ich wähle also, ob ich in der Opferrolle verharre oder mich neuen Möglichkeiten öffne. Das kann im Trauerprozess ein hilfreiches Wissen sein. Denn Trauer ist so individuell wie der Mensch selbst. Sie ist schmerzhaft, es gibt ein Auf und Ab, sie kommt oft wellenförmig, sie wird durchlebt“, weiß Heide Putz. Es gibt Menschen, die versuchen, die Trauer zu verdrängen. Andere merken, dass es ihnen hilft darüber zu reden. Es brauche jedenfalls Mut, sich der Trauer zu stellen, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Selbsthilfegruppe: Wo Gefühle Raum haben
In der Selbsthilfegruppe für Trauernde finden Betroffene einen Ort, an dem ihre Gefühle Raum haben – oft auch lange nach dem Verlust. Ob es um den schmerzlichen Abschied von einem geliebten Menschen geht oder um das Bedürfnis, einfach verstanden zu werden: Hier ist Platz für all das, was oft unausgesprochen bleibt. Der Austausch mit anderen Betroffenen, das gemeinsame Erzählen, Zuhören, Weinen und auch Lachen schafft Verbindung, Hoffnung und neue Perspektiven. „Die Gruppe ist ein Ort, an dem nichts muss, aber alles darf, getragen vom Grundgedanken des ‚Daseins‘, wie er im Hospiz gelebt wird“, so Heide Putz. „Es ist der Raum für Gefühle wie Schmerz, Wut, Zorn, Jammer, Klage, Weinen, Aggression, Freude, Verständnis, Mitgefühl, Schweigen, Stille und vieles mehr.“ Für die Trauerbewältigung gibt es kein allgemein gültiges Rezept. Es werden aber verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Trauer durchlebt werden kann, damit jeder seinen individuellen Weg findet.
