Joachim Schlupek weiß, wie wichtig es ist, einfach rauszukommen. Für Jugendliche mit Beeinträchtigung, die in Wohngruppen leben, ist der Weg nach draußen oft keine Selbstverständlichkeit. Der Freizeitpädagoge hilft ihnen, neue Menschen und Orte zu entdecken - und Grenzen abzubauen.
In seiner Jugend verbrachte Joachim Schlupek viele Nachmittage in den Jugendtreffs seiner Umgebung. Es war ein Abstand von Zuhause, den er in diesem Alter dringend brauchte: weg von daheim, ein Ort, an dem er sich wohlfühlte und mit Gleichaltrigen austauschen konnte. Heute steht er auf der anderen Seite: Als Freizeitpädagoge in St. Isidor ist er für die Jugendlichen in den Wohngruppen da und bringt Abwechslung und Freiraum in ihren oft eng getakteten Alltag.
„Zwischen Schule und festgelegten Therapiestunden müssen sie oft in der Nähe bleiben“, erklärt Schlupek. „Da bleibt kaum Zeit, um rauszukommen. Für viele ist es auch herausfordernd, sich selbst etwas zu organisieren.“
Doch er ist überzeugt, dass genau das wichtig wäre – neue Orte entdecken, Kontakte knüpfen, sich mit anderen Jugendlichen verbinden. Die Erinnerung an seine eigene Zeit im Jugendtreff brachte ihn auf eine Idee.
Mittendrin, statt nur dabei
So packte er im März 2024 erstmals eine Gruppe Jugendlicher ins Auto und fuhr mit ihnen zum Harter Plateau. Es war ein Versuch. Wie würde es den Jugendlichen damit gehen? Sowohl jene aus St. Isidor, die sonst meist unter sich sind, als auch den Jugendlichen vom Jugendtreff, die selten Kontakt zu beeinträchtigten Menschen haben?
Doch es lief wie geschmiert. Anfangs noch zurückhaltend, tauten die Jugendlichen von St. Isidor dank der Offenheit des Jugendtreffs schnell auf. Mittlerweile zählen die Besuche zum wöchentlichen Fixpunkt. Dabei steuert Joachim Schlupek immer unterschiedliche Jugendtreffs an, um für eine große Durchmischung zu sorgen und Abwechslung zu bieten. Mal geht’s zum Harter Plateau, mal nach Leonding oder Traun. Dann wird gequatscht, getanzt, Fußball gespielt.
Wenn Vertrauen Fahrt aufnimmt
Die inklusive Aktivität wirken: Die Jugendlichen haben dadurch einen größeren Kreis an Menschen und Orten, zu denen sie Vertrauen fassen - einen zusätzlichen Anker, wenn es ihnen nicht gut geht und sie Halt suchen. Und auch die Beziehung zu Freizeitpädagoge Joachim Schlupek selbst hat sich vertieft. „Sie sind mit mir offener geworden, durch die gemeinsamen Ausflüge“, erzählt er. „Das Vertrauen ist gewachsen, wodurch ich mich besser sozialpädagogisch mit ihren Problemen beschäftigen kann.“
Auch in St. Isidor versucht er, Verbindungen nach außen zu schaffen. Während Geburtstagsfeiern normalerweise in den Wohngemeinschaften stattfinden, ermöglicht er es den Jugendlichen, stattdessen in der Villa Kunterbunt zu feiern, dem Freizeitzentrum von St. Isidor - nicht nur mit den WG-Kolleg*innen, sondern mit Freunden aus ganz St. Isidor und auch von außerhalb, aus der Schule oder dem weiteren Bekanntenkreis. „Als Freizeitpädagog*innen ergänzen wir die Arbeit in den Wohngemeinschaften“, erklärt Schlupek. Die WGs sind durch die reguläre Tagesgestaltung bereits voll ausgelastet. Für Freizeit bleibt oft nur wenig Zeit. Auch der enge Betreuungsschlüssel setzt Grenzen. Umso wichtiger ist es, dass die Freizeitpädagog*innen bewusst inklusive Akzente setzen. „Denn nur so wird Teilhabe wirklich spürbar.“
