Gerade, wenn es einmal nicht so gut läuft, sich Gefühle von Einsamkeit, Trauer, Angst oder Heimweh breitmachen, tut es gut, sich mit jemanden darüber auszutauschen.Besonders in Krisensituationen fällt es Menschen aber oft schwer, sich in einer fremden Sprache auszudrücken, Emotionen zu äußern und Belastendes zu besprechen. In der Muttersprache, beziehungsweise auf Englisch angesprochen zu werden, ermöglicht es hingegen, sich willkommen und verstanden zu fühlen.
Die TelefonSeelsorge OÖ erweitert daher ab 17. November 2024 ihr Beratungsangebot um eine englischsprachige Telefon- und Onlineberatung.
Anlässlich des Tages der Toleranz am 16. 11. wurde das Angebot im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt und mit Mag.a Marion Huber von der Caritas OÖ und Mümtaz Karakurt, MAS von migrare der Frage nachgegangen, vor welchen Herausforderungen Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache stehen.
Mehrsprachigkeit in den Beratungs- und Unterstützungsangeboten der Caritas, Statement von Vorstandsmitglied Marion Huber:
Die Caritas OÖ hat langjährige Erfahrung in der Beratung und Unterstützung von zugewanderten Menschen und somit ist auch Mehrsprachigkeit und Dolmetschen ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Menschen mit Migrationshintergrund sind häufig mit hohen Hürden konfrontiert. Diese betreffen nicht nur die Sprache, sind aber für Menschen mit mangelhaften Deutschkenntnissen noch herausfordernder:
- Komplexes Sozialsystem: Je nach Status des Aufenthaltstitels sind die sozial- und familienrechtlichen Ansprüche sehr unterschiedlich.
- Gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie etwa die Arbeitslosigkeit, Mangel an leistbarem Wohnraum und die Teuerungen betreffen Menschen mit Migrationshintergrund besonders. Sie haben erschwerte Zugänge zu gemeinnützigen Mietwohnungen, verschiedenen Sozialleistungen und zum Arbeitsmarkt.
Zur besseren Orientierung und Unterstützung haben wir verschiedene Angebote:
In den Caritas-Sozialberatungsstellen, der Beratung und Hilfe für Menschen in existenziellen Notlagen, sind etwa 50 % der Menschen, die zu uns kommen, nicht in Österreich geboren. Das belegt die Tatsache, dass zugewanderte Menschen einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt sind. Die meisten unserer Klient*innen können sich zwar sehr gut oder zumindest ausreichend verständigen, aber wenn es um sehr komplexe Themen geht und wir merken, dass wir nicht verstanden werden, behelfen wir uns beispielsweise mit Videodolmetsch.
Im Rahmen der Grundversorgung unterstützen wir Asylsuchende, die meistens noch über keine Deutschkenntnisse verfügen. Hier arbeiten wir sowohl mit Dolmetsch als auch mit Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen. Jene Menschen, die einen positiven Asylbescheid bekommen und in Österreich bleiben dürfen, beraten wir im Projekt ICE. Hier bieten wir auch muttersprachliche Beratungen in Englisch, Arabisch, Kurdisch, Persisch/Farsi, Somali, Ukrainisch, Russisch, Georgisch und Serbokroatisch an. Bei den Beratungen geht es vor allem um Wohnungssuche, Mietverträge, Arbeitssuche und das Gesundheitssystem.
In der Kontaktstelle für Armutsmigrant*innen aus osteuropäischen Ländern in Linz sprechen unsere Mitarbeiterinnen Rumänisch, Slowakisch und Ungarisch.
In der Fachberatungsstelle LENA für Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind oder waren, stellen wir Infomaterial und Videos in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.
Im Integrationszentrum Paraplü in Steyr haben wir ein erstsprachliches Beratungsangebot in Arabisch, Farsi, Albanisch, Englisch und Französisch. Wir unterstützen bei der Orientierung im Sozial-, Gesundheits- und Bildungssystem und laden zu verschiedenen Veranstaltungen ein, die den multikulturellen Austausch fördern.
Im Projekt Rückenwind beraten und begleiten unsere so genannten Bildungslotsinnen in erster Linie im Schulsystem in den Erstsprachen Arabisch, Dari/Farsi, BKS, Ukrainisch und Rumänisch. Wir decken alle bildungsrelevanten Fragen von Kindergarten über Lehre bis Universität ab. Wir beraten aber auch zu Gesundheitsthemen, die im Zusammenhang mit der Schule stehen, z.B. Legasthenie, SPF, ADHS, etc. und bei existenzbedrohenden Themen wie z.B. Arbeitsverlust durch eine psychische Erkrankung, Delogierungsgefahr etc.
Als problematisch erleben wir, dass in vielen Familien die Kinder als Dolmetsch eingesetzt werden, weil sie durch den Schulbesuch am besten die Sprache beherrschen. Wenn es um Themen geht, die nicht altersgerecht sind oder mit denen wir Kinder üblicherweise nicht konfrontieren, z.B. gesundheitliche Probleme der Eltern, kann das durchaus schwierig werden. Zusätzlich drängt es das Kind in eine Rolle der Verantwortlichkeit, die es in der Familie nicht einnehmen sollte.
Bei all den mehrsprachigen Angeboten, die wir haben, möchte ich trotzdem festhalten, dass wir das Erlernen der deutschen Sprache für wesentlich betrachten, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Sehr wichtig wäre dafür der Ausbau von leistbaren Deutschkursangeboten auch in ländlichen Regionen. Es darf aber nicht übersehen werden, dass manchen Menschen das Lernen schwerfällt, z.B. aufgrund ihres Alters oder wegen Lernschwächen.