Das Help-Mobil unterstützt Menschen, die keinen Zugang zur staatlichen medizinischen Versorgung haben. Darunter fallen mittlerweile auch Menschen, die keinen Hausarzt mehr finden.

Medizinische Versorgungslücken schließen

Der Zugang zu medizinischer Versorgung entscheidet manchmal über Leben und Tod. Doch nicht alle Menschen in Österreich haben ihn. Vor zehn Jahren wurde das Help-Mobil eingerichtet, um diese Lücke in der staatlichen Versorgung zu schließen. Der Bedarf steigt, wie Leiter Christian Koschka weiß.

Wie kam es zum Help-Mobil?

Koschka: „Vor zehn Jahren merkten wir, dass viele Menschen auf der Straße keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung haben. Sie besitzen keine e-Card und bekommen die Medikamente nicht, die sie bräuchten. Man hat sie auf der Straße alleine gelassen. Fünf Organisationen – Caritas, Samariterbund, Rotes Kreuz, Lazarusorden und die Barmherzigen Schwestern – haben sich zusammengefunden, um diese Lücke zu schließen.“

Zu euch kommen immer wieder Menschen, die aus dem System herausgefallen sind.

Koschka: „Derzeit versorgen wir eine 86-jährige Frau, die zehn Jahre lang im Ausland gelebt hat. In dieser Zeit hat sie sich nicht gemeldet und nicht ins System eingezahlt. Jetzt ist sie schwer krank und die Versicherung sagt, sie habe zu lange nicht eingezahlt und sei durch ihre Erkrankung eine zu große Belastung für das System. Über das Help-Mobil bekommt sie Medikamente und eine medizinische Versorgung. Gleichzeitig arbeitet die Caritas-Sozialberatung daran, dass sie wieder ins System hineinkommt.“

Hat sich die Lage verschärft?

Koschka: „Im Vorjahr hatten wir 60 Prozent mehr Zulauf. Durch die Teuerungen gibt es mehr Delogierungen und viele neue Obdachlose. Wir spüren auch den Ärztemangel: Viele Hausärzt*innen nehmen keine neuen Patienten mehr auf. Da kommt es vor, dass jemand akut Hilfe braucht, zehn Hausärzte durchruft, und alle sagen ab. Dann geben sie auf und kommen stattdessen zum Help-Mobil. Wenn wir merken, dass jemand öfter kommt, fragen wir nach der e-Card und schauen, dass wir ihn an eine Ordination weitervermitteln.“

Informiert ihr die Politik von diesen Erfahrungen?

Koschka: „Dreimal im Jahr gibt es Austauschtreffen mit anderen Obdachlosenorganisationen in Linz. Dann sind fallweise auch politische Vertreter dabei. Ich stelle dabei eine große Unwissenheit fest. Deshalb ist es für uns umso wichtiger, Behörden und Politiker*innen immer wieder mit ins Boot zu holen und aufzuzeigen: Armut ist da und lässt sich nicht durch Wegschweigen beseitigen.

Es hat ja eine gewisse Aussagekraft, dass es uns seit zehn Jahren gibt.“

Wie lässt sich diesem gesteigerten Bedarf beikommen? Der Ärztemangel wird sich ja noch verstärken.

Koschka: „In Wien und Graz gibt es das Projekt Help-Mobil schon länger – anhand diesem Vorbild haben wir es auch in OÖ aufgebaut. In den beiden Vorreiter-Städten wurde mittlerweile auch zusätzlich eine stationäre Ordination aufgebaut, in der Betroffene versorgt werden – zusätzlich zum Bus, der nach wie vor herumfährt, um einen niederschwelligeren Kontakt zu ermöglichen. Diesen nächsten Schritt könnte ich mir auch für OÖ vorstellen.“

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