Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde heute in den Räumen von Kooperationspartner Rosenbauer International AG in Leonding ein neues Caritas-Ausbildungsprojekt vorgestellt. Das nun präsentierte Kooperationsprojekt mit Rosenbauer, Bilfinger und Trumpf ist das erste dieser Art in der Sparte Industrie.
Während Caritas-Direktor Franz Kehrer, MAS und Mag. Wolfgang Scheidl, Leiter der Abteilung „Ausbildung und Arbeit“ der Caritas für Menschen mit Behinderungen den Anwesenden das Projekt näher brachten, erzählten Mag. Andreas Berger (Rosenbauer), Christine Hiermayer (Trumpf) und Josef Buttinger (Bilfinger) über ihre Erfahrungen aus der Praxis. Von Seiten des Fördergebers, dem Bundessozialamt, war zudem die Leiterin der Landesstelle Oberösterreich, Dr.in Christa Aistleitner, anwesend.
In einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit steigt und steigt, ist es für Menschen mit Handicap noch schwieriger einen Job oder Ausbildungsplatz zu finden. Lag zum Beispiel 2004 der Anteil der Menschen mit Beeinträchtigungen aller als arbeitslos gemeldeten Menschen in Oberösterreich im Schnitt noch bei 11 Prozent, so zählten sie im dritten Quartal 2013 bereits über 18 Prozent. Unternehmen haben oft viele Bedenken und zögern, Menschen mit Beeinträchtigungen eine Chance zu geben. Die Caritas in Oberösterreich hat jedoch mit verschiedenen Ausbildungsprojekten bereits die Erfahrung gemacht, dass mit individueller Begleitung vieles möglich wird. Die Zutaten zu dem Erfolgsrezept: praxisnahe Ausbildung, individuelle Begleitung der Auszubildenden und Unternehmen, die den Projekten Vertrauen schenken.
Kooperationspartner als Vorreiter für andere Industriebetriebe
Franz Kehrer, MAS, Direktor der Caritas in Oberösterreich: „Die Industrie sucht dringend Nachwuchskräfte und Jugendliche mit Beeinträchtigungen sind auf der Suche nach Jobs am ersten Arbeitsmarkt. Was liegt da näher, als es zu ermöglichen, dass Jugendliche mit Handicaps ihre Potentiale entfalten und im Bereich der Industrie einsetzen können. Die Unternehmen bekommen so Nachwuchskräfte, die sie nach eigenen Vorstellungen, entsprechend ihrer Anforderungen ausbilden und so nachhaltig im Unternehmen integrieren können. Es freut mich sehr, dass die Firmen Rosenbauer International AG, Bilfinger und Trumpf mit der gemeinsamen Realisierung des Ausbildungsprojektes eine Vorreiterrolle und Vorbildfunktion für andere Industriebetriebe einnehmen. Auch beim Bundessozialamt bedanke ich mich, dass es innovative Ausbildungsprojekte wie diese unterstützt.“
Unterstützung für Jugendliche und Unternehmen während der gesamten Ausbildungszeit
Nach Herstellung des Kontakts mit den Verantwortlichen eines Unternehmens wird gemeinsam ein für den Betrieb maßgeschneidertes Qualifizierungskonzept entwickelt. Mag. Wolfgang Scheidl, Leiter der Abteilung Ausbildung und Arbeit der Caritas für Menschen mit Behinderungen: „Wir, als Caritas, schlagen dem Unternehmen Jugendliche zur Ausbildung vor, die sich für dieses Berufsbild interessieren und eignen. Im Verlauf des Projektes werden die Jugendlichen im Betrieb zusätzlich von einer/m eigenen, pädagogischen AusbilderIn unterstützt, der/die sie während der gesamten Ausbildungszeit begleitet, die meiste Zeit bzw. bei Bedarf direkt im Unternehmen anwesend ist und auch den Betrieb in allen Belangen unterstützt.“
Intensiverer Abgleich der Anforderungen wichtig
Josef Buttinger (Bilfinger Personalservice Österreich GmbH) meint, dass gerade in Zeiten von „Fachkräftemangel“ und einem statistischen Rückgang von quantitativen Bewerbern die Wirtschaft auf einen noch intensiveren Abgleich der essentiellen Anforderungen und der wesentlichen Kompetenzen bei den Auswahlkriterien ihrer Lehrlinge achten muss. „Ich bin überzeugt, dass es unter diesem Gesichtspunkt schon jetzt am Arbeitsmarkt ein großes Potenzial an Auszubildenden gäbe, welches wir auf Grund zu starrer Auswahlkriterien nicht berücksichtigen“, so Buttinger.
Rosenbauer übernimmt gesellschaftliche Verantwortung
Auch Rosenbauer nimmt als zukunftsorientiertes Unternehmen seine Nachhaltigkeitsverantwortung aktiv wahr. Für Mag. Andreas Berger (Leitung Human Resources) ist die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung von besonderer Bedeutung: „Es geht darum, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und den Betroffenen Chancen in der beruflichen Alltagswelt zu bieten. Zudem erreichen wir damit auch eine Sensibilisierung unserer Mitarbeiter für diese Thematik und die Förderung der sozialen Kompetenz innerhalb unseres Unternehmens.“
Großes Anliegen: Ausbildung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
Christine Hiermayer (Leitung Personal- und Sozialwesen, Trumpf Maschinen) berichtete, wie sie auf das Projekt mit der Caritas aufmerksam wurde und bereits die ersten Gespräche äußerst positiv verliefen. „Das Angebot der Lernassistenz und die Bereitschaft, bei der Ausbildung mit Rat und Tat zu unterstützen, hat uns die Entscheidung für die Teilnahme am Projekt leicht gemacht. Wir bilden nunmehr drei junge Damen und Herren in den Lehrberufen Systemgastronomiefachfrau, Betriebslogistiker und Metalltechniker aus. Unsere Zielsetzung ist es, diese jungen Menschen ins Arbeitsleben zu integrieren und damit die Basis für ein selbstständiges Leben zu schaffen.“
Über Bereitschaft der Industriebetriebe erfreut
Dr.in Christa Aistleitner (Bundessozialamt – Leiterin Landesstelle OÖ) zeigte sich vor allem erfreut über die Bereitschaft von renommierten Industriebetrieben, sich dieser Herausforderung zu stellen und Jugendlichen dieser Zielgruppe die Chance einer Ausbildung direkt im Betrieb zu eröffnen.
Zielgruppe:
Jugendliche, nach Vollendung der Schulpflicht und junge Erwachsene bis zur Vollendung des 23. Lebensjahres mit Beeinträchtigungen.
Integrative Lehre:
Die integrative Lehre gibt es seit 2003. Jugendliche, die aufgrund einer Beeinträchtigung bis jetzt nicht in der Lage waren eine Lehre zu absolvieren, können eine integrative Lehre machen. Es gibt zwei Arten der integrativen Berufsausbildung: die sogenannte „verlängerte Lehre“ und die „Teilqualifikation“. Bei der verlängerten Lehre haben Jugendliche mehr Zeit für eine Lehrausbildung, bei der Teilqualifikation wird der Lehrberuf auf bestimmte Aspekte reduziert und um andere Kenntnisse ergänzt.
Wer wird ausgebildet?
Ausgebildet werden einerseits Jugendliche, die bereits in einer Einrichtung der Caritas für Menschen mit Behinderungen betreut werden. Darüber hinaus gibt es aber auch noch freie Ausbildungsplätze, für die sich Jugendliche mit Beeinträchtigungen bewerben können.
Nähere Informationen für InteressentInnen unter Tel. 0732/797368 – 2831.