Am Dienstag, 30. September 2008 fand im Forum der Oberbank in Linz eine Diskussionsveranstaltung der Caritas Auslandshilfe statt. Am Podium diskutierten Dr. Franz Fischler, EU-Kommisar a.D. und Präsident des Ökosozialen Forums und Dr. Bruno Miteyo, Direktor der Caritas Kongo und Vizepräsident der Caritas Afrika. Wesentlicher Bestandteil der Diskussion war die Global Marshall Plan-Initiative und deren Umsetzung in den so genannten „Entwicklungsländern“ (Länder des Südens).
Dramatische Lage in der DR Kongo
Bei seinem Referat sprach Miteyo über die aktuelle Situation in der Demokratischen Republik Kongo und die Arbeit der Kirche und der Caritas vor Ort. Miteyo machte vor allem auf die fatale humanitäre Lage im Land aufmerksam. An der politischen Situation sei vor allem die massive Korruption innerhalb der Regierung und der Behörden zu kritisieren, so Miteyo. Die reichhaltigen Ressourcen des Landes würden auf falsche Weise und auf Kosten von Natur und Menschen ausgebeutet und während die Profite der Investoren wachsen, werde die Bevölkerung immer ärmer. Das tägliche Leben der KongolesInnen sei bestimmt von Unsicherheit, Gewalt, Hunger und Mangelernährung: „Es ist mir besonders wichtig, dass die Menschen in Österreich und in Europa über die Lage im Kongo Bescheid wissen, es muss ein guter Dialog zwischen der demokratischen Republik Kongo und Europa stattfinden.“, betonte der Caritasdirektor. Er kritisierte vor allem, dass Milliarden Dollar aus Europa in die Produktion von Waffen gesteckt werden.
Keine Almosen, sondern Gerechtigkeit!
Dr. Fischler stellte die Eckpunkte der Global Marshall Plan-Initiative (GMP) vor, deren Ziel eine „Welt in Balance“ ist, in der die Ungleichheiten zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern beseitigt sind. Der Weg dazu sei laut GMP-Initiative die Durchsetzung einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft mit weltweit verbindlichen sozialen, ökologischen und kulturellen Standards. Die Initiative wird bereits u.a. von vielen NGOs wie der Caritas, sowie Politikern und in Österreich auch von allen Bundesländern unterstützt. Fischler hob in seinem Vortrag die Notwendigkeit der Erfüllung des „0,7%-Versprechens“ hervor: "1970 wurde im Rahmen einer UN-Resolution vereinbart, dass die so genannten „Geberländer“ (Länder des Nordens) 0,7% des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit aufwenden. Dieses Versprechen wurde aber von keinem Land gehalten", so Fischler. Vorschläge zur Finanzierung des globalen Marshallplans seien u.a. die Einführung einer globalen Finanztransaktionssteuer in der Höhe von 0,01 Prozent und einer Kerosinsteuer, so Fischler. Die Initiative arbeite derzeit daran, dass der GMP Teil der offiziellen EU-Politik und der österreichischen Bundespolitik werde. Fischler verwies auch auf konkrete Maßnahmenvorschläge für Gemeinden und Regionen, die zusammen mit der oö. SPES-Akademie erarbeitet wurden. Er betonte, dass eine Realisierung stark an das Engagement der einzelnen BürgerInnen geknüpft sei: „Es kommt jetzt darauf an, dass die Bürger aufstehen und sagen: ,Das wollen wir!’“
Ich glaube an Ihre Unterstützung!
In der anschließenden Diskussionsrunde betonte Dr. Miteyo, dass die GMP-Initiative durchaus positiv zu sehen sei, leider sei es aber bisher ein Konzept , das nur „philosophisch“ existiere. Wirklich effektiv könne ein solches Vorhaben nur dann umgesetzt werden, wenn die betroffenen Länder am gesamten Prozess als Partner teilhaben können. „Bisher sind nur jene Projekte nachhaltig gelungen, mit denen sich das Empfängerland identifizieren konnte.“ Er kritisierte, dass zwar immer wieder Versprechen gegeben würden, echte Veränderungen für die Menschen bringen aber nur konkrete Projekte, „wie zum Beispiel die Konditorei, die unter Mithilfe der Caritas OÖ. in Kinshasa zur Ausbildung von Straßenkindern aufgebaut wurde“. Abschließend richtete er noch einen Appell ans Publikum: „Ich glaube an Ihre starke Unterstützung, ich glaube daran, dass Sie sich an konkreten Projekten beteiligen und diese fördern!“
Die Caritas OÖ. bedankt sich sehr herzlich bei der Oberbank als Gastgeber und Sponsor der Veranstaltung.
Weiterführende Links:
http://www.globalmarshallplan.org/
www.caritasdev.cd (Caritas Kongo)