Pressekonferenz: Pflegekräftemangel zeichnet sich ab

Mathias Mühlberger, Direktor der Caritas in Oberösterreich und Dr. Agnes Hochgerner informierten in einer Pressekonferenz über die Problematik des zunehmenden Pflegekräftemangels. Denn trotz der Verbesserung in einigen Bereichen der Betreuung und Pflege von älteren Menschen sieht die Caritas nach wie vor viele Herausforderungen, die noch nicht bewältigt sind.

"Wir möchten daher schon jetzt die kommende Regierung auf einen bereits schwelenden 'Brandherd' aufmerksam machen, der ein Gegensteuern der Politik erfordert, um nicht in einen Flächenbrand auszuufern: Uns steht ein massiver Pflegekräftemangel ins Haus", so Mühlberger. Denn in der Arbeit der Caritas werden Entwicklungen deutlich, die die Alarmglocken schrillen lassen. So ist zum Beispiel ein dramatischer Rückgang der SchülerInnenzahlen in der Fachrichtung Altenarbeit an allen Schulen für Sozialbetreuungsberufe in OÖ bemerkbar. Außerdem steigt der Anteil jener SchülerInnen, die ihre Ausbildung frühzeitig abbrechen.

Dr.in Agnes Hochgerner, Leiterin  des Caritas-Ausbildungszentrums für Sozialbetreuungsberufe in Linz sieht neben der gestiegenen Beschäftigungsrate folgende Gründe für rückläufige SchülerInnenzahlen: "Die Zahl der WiedereinsteigerInnen ist rückläufig. Aufgrund der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes kehren heute Frauen nach dem Bezug meist in ihren früheren Job zurück, anstatt sich nach 5 bis 10 Jahren Kinderbetreuung neu zu orientieren", erklärt Hochgerner. Außerdem sei die Drop-Out Quote in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen. Ursache dafür sei einerseits die geringere Belastungsfähigkeit der BewerberInnen aber auch die deutlich gestiegene Zunahme der Belastungen im Berufsfeld. Zusätzlich kritisiert Hochgerner die fehlende finanzielle Absicherung für "BerufsumsteigerInnen" während der Ausbildung .Für erwachsene BerufsumsteigerInnen, die nicht arbeitslos sind, aber gerne in den Sozialbetreuungsberuf wechseln möchten, ist das derzeit kaum möglich, weil sie während der Ausbildung kein Einkommen hätten. „Gerade BerufsumsteigerInnen im Erwachsenenalter sind jedoch unserer Erfahrung nach jene Gruppe, die am besten für Sozialbetreuungsberufe geeignet sind. Sie haben sich den Umstieg in das neue Berufsfeld in der Regel gut überlegt und bringen auch Erfahrungen mit, die ihnen im Arbeitsalltag hilfreich sind“, so Hochgerner.

Schwierige Personalsuche und wachsender Bedarf

Insbesondere bei den Mobilen Diensten wird es schon jetzt immer schwieriger, Personal zu finden. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Pflegekräften in den Mobilen Diensten und in den Altenheimen. Es ist davon auszugehen, dass bis 2015 ca. 900 zusätzliche Personen auszubilden wären. In Anbetracht des Umstandes, dass in den nächsten Jahren auch viele AltenfachbetreuerInnen in Pension gehen werden, ist diese Zahl aber mit Sicherheit noch zu kurz gegriffen. 

"Angesichts dieser Entwicklungen ist Handeln gefragt", so Mühlberger, "denn ein Mangel an Pflegekräften bedeutet immer auch einen Mangel an Qualität in der Pflege und Betreuung." Die Sicherung einer menschenwürdigen Betreuung und Pflege für alle alten Menschen sei ein Gradmesser für eine zukunftsfähige Gesellschaft: "Ein Thema, das uns alle angeht, weil es jeden und jede früher oder später selbst betrifft", betont Direktor Mühlberger.

Mühlberger fordert unter anderem eine Attraktivierung der Ausbildung durch eine finanzielle Existenzabsicherung während der Ausbildung, vor allem für erwachsene BerufsumsteigerInnen. Außerdem ist eine Attraktivierung der Sozialbetreuungsberufe notwendig, durch ein verbessertes Entlohnungsschema und eine entsprechende Würdigung in unserer Gesellschaft. Zusätzlich sind verstärkte Unterstützungsmaßnahmen für pflegende Angehörige von Nöten.