Familien mit behinderten Kindern stärken

Caritas-Direktor Mathias Mühlberger: Debatte um vermehrte Abtreibungen aufgrund verbesserter Pränatal-Diagnostik ist Warnsignal, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in unserer Gesellschaft noch immer als „Belastung“ gesehen werden.

„Ob ein behindertes Kind Freude oder Leid bedeutet, hängt davon ab, wie die Gesellschaft Familien in dieser Situation begegnet“, betont auch Dr. Gertraud Assmann, Geschäftsführerin der Caritas für Menschen mit Behinderungen. Das betrifft zum einen die Einstellung zu Kindern mit Beeinträchtigungen. „Aus unserer Arbeit mit den Familien wissen wir: Viele Eltern sehen sich plötzlich mit Vorwürfen und sozialer Isolation konfrontiert – Freunde und manchmal auch Lebenspartner verabschieden sich und die Familien sind oft ohne Unterstützung aus dem eigenen Umfeld auf sich alleine gestellt“, so Assmann. Die Angebote der Caritas – wie z.B. das Projekt MEANDER mit Beratungen, Gesprächsgruppen, Ferienwochen, das integrative Kinderhotel in St. Isidor und vieles mehr – werden sehr stark nachgefragt.

„Die öffentliche Hand muss noch viel mehr als bisher in Unterstützungs- und Entlastungsangebote für Familien mit behinderten Kindern investieren“, so Mühlberger. Das beschlossene Chancengleichheitsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Inwieweit es dadurch zu einer tatsächlichen Entlastung der Eltern kommt, wird genau zu prüfen sein. 

Mühlberger: „In unserer Gesellschaft ist ein sehr gefährlicher Trend zu beobachten: Menschen, die den Erwartungen nicht entsprechen, werden aussortiert und als ,wertlos’ abgestempelt. Wir müssen endlich dazu kommen, die Vielfalt des Lebens zu achten und zu schätzen. Jeder Mensch hat seine Potentiale und Fähigkeiten, die unser Leben bereichern – auch Menschen mit Beeinträchtigungen.“