Bernhard S. Zoidl

Initiative re-bike

Bernhard S. Zoidl (57) (2. von links im Bild) ist Gründer der Initiative re-bike, bikes for refugees. Fahrräder werden aus dem Raum Oberösterreich als Spende entgegen genommen, repariert und kostenlos an Flüchtlinge weitergegeben. Hauptberuflich ist Bernhard S. Zoidl selbstständig im Bereich GDP (Good Distribution Practice im Pharmaumfeld) und mehr als 20 Jahre lang in Führungspositionen in der pharmazeutischen Industrie und Großhandel tätig.

1. Wo und wie engagieren Sie sich derzeit freiwillig?

Ich habe 2015 die Initiative re-bike | bikes für refugees  gegründet (www.re-bike.at), nachdem ich durch die Leiterin des Caritashauses - Altenbergerstraße, Nicole Wagner, auf den Mangel an Fahrrädern aufmerksam gemacht wurde. Wir von re-bike versorgen Menschen auf der Flucht / Asylsuchende / subsidiär Schutzberechtigte mit gespendeten Fahrrädern – Schwerpunkt ist der Raum OÖ und Linz.

Bisher wurden von re-bike mehr als 400 Räder den neunen Besitzer*innen übergeben. Die Räder werden über Vermittlung von Organisationen und Vereine (Caritas, Verein Zu-Flucht, SOS-Menschenrechte, Volkshilfe,...) direkt an Geflüchtete  abgegeben.

2. Was motiviert Sie, sich freiwillig zu engagieren?

  1. Einer unmenschlichen Politik, die gegen Ausländer hetzt, rechtsextreme Positionen kopiert und salonfähig gemacht hat, etwas entgegenzusetzen.
  2. Einen kleinen Beitrag für ein besseres Zusammenleben zu leisten und Geflüchteten bei der Integration zu unterstützen.
  3. Die Idee von teaspoons of change, wo es darum geht, kleine aber signifikante Ideen, Einstellungen, Handlungen die eine positive Auswirkung auf unsere Mitmenschen und unseren Planeten haben, zu entwickeln und umzusetzen. Die globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung sollen dabei wegweisend sein.

3. Welche Geschichte(n) möchten Sie gerne mit anderen teilen?

Die immer wieder gehörte Erzählung, dass Fahrräder in manchen Kulturen aus denen Geflüchtete kommen, ein Zeichen der Armut sind. Daraus resultiert(e) eine gewisse Reserviertheit gegenüber dem Radfahren. Dass ein Fahrrad ein praktisches Alltagsgerät ist und bei uns auch zum Lifestyle gehört, erleben sie erst, wenn sie selbst ein Rad besitzen.

Für geflüchtete Kinder sind Fahrräder nicht nur Spielzeug, sondern auch ein Stück Normalität, Spaß, Ablenkung und das Gefühl selbst etwas zu besitzen.

4. Was haben Sie als besondere Herausforderung erlebt?

Die Auswirkungen der Doppelmoral einer Politik, die Integration von Geflüchteten einfordert aber ALLES unternimmt, um diese medienwirksam zu verunmöglichen und keine Gelegenheit auslässt, um Geflüchtete zu diskreditieren.

Geflüchtete zu erleben, die verzweifelt sind, da sie nicht arbeiten dürfen und somit die wichtigste Integrationschancen nicht nutzen können. Sie sind zermürbt, ob der Schikanen der österreichischen Bürokratie (jahrelanges Warten auf Interviews, Bescheide,…).

5. Was ist das Schöne an Ihrem Engagement?

Die Möglichkeit mit Menschen aus anderen Kulturen in Kontakt treten zu können und deren beeindruckende Schicksale zu hören.
Die Erkenntnis, dass die über die Boulevardmedien veröffentlichte Meinung und Stimmungsmache gegenüber Geflüchteten sich völlig von dem Bild unterscheidet, das ich im Rahmen meiner re-bike-Tätigkeit erlebe.


6. Was raten Sie anderen Menschen, die sich gerne freiwillig engagieren möchten?

  • Klare Ziele für das Engagement zu setzen – sowohl für die Empfänger der Engagement-Leistung als auch für sich selbst.
  • Auch auf sich selbst zu achten.
https://www.omarkhiralanam.com/

Das Rad #252 ging an den syrischen Autor Omar Khir Alanam. Er veröffentlichte bisher mehrere Bücher in deutscher Sprache, zum Beispiel "Sissi, Sex und Semmelknödel".