Melanie Ofner aus Vöcklamarkt hat durch diverse Jobs in der Tourismusbranche fast ganz Europa bereist, bevor sie sich dafür entschied, nochmals die Schulbank zu drücken und in einen Sozialbetreuungsberuf zu wechseln. Beim Praktikum im Lebenshilfe-Kindergarten Gampern entwickelte sie ein „Yoga-Alphabet“ für zwei Kinder mit Beeinträchtigung, so dass diese die Buchstaben ihrer Vornamen kennenlernen und dadurch nun auch buchstabieren und schreiben können. Wer wie Melanie Ofner Interesse an einem Sozialbetreuungsberuf hat, kann sich am Donnerstag, 18. Jänner, 18 Uhr beim Online-Infoabend der Caritas-Schule Josee in Ebensee über die Ausbildung und spätere Arbeitsmöglichkeiten informieren. (www.josee.at)
Beim Yoga-ABC entspricht jeder Buchstabe einem Tier und einer Körperübung, wie z.B. „A“, der Adler oder „N“, das Nashorn. Der Zugang zum jeweiligen Buchstaben über verschiedene Sinne fördert die Wahrnehmung, Konzentration und Merkfähigkeit. „Mein Ziel war es, den Kindern, die Schulanfänger*innen sind, über diese Methode des sinnerfassenden Lernens die Buchstaben zu vermitteln. Es ist für die bevorstehende Schulzeit hilfreich, einzelne Buchstaben bereits lesen und schreiben zu können. Gleichzeitig konnte dabei die Konzentration und Merkfähigkeit geübt werden. Der Spaß sollte bei dem Projekt außerdem ebenso im Vordergrund stehen“, erklärt die angehende Diplom-Sozialbetreuerin Behindertenbegleitung.
Die acht Einheiten gestaltete sie für das sechsjährige Mädchen und den siebenjährigen Buben sehr abwechslungsreich. Beide Kinder haben einen Entwicklungsrückstand im kognitiven Bereich, das Mädchen hat zusätzlich eine Sprechstörung und der Bub eine frühkindliche ADHS-Diagnose. Melanie Ofner erarbeitete einen Plan, wie sie mit den Yoga-Buchstaben die Einheiten gestalten konnte, und die Kinder waren von Anfang an mit Begeisterung dabei.
In den Folgestunden zeigte sich, wie hervorragend sich die Merkfähigkeit der Kinder durch das Yoga-ABC entwickelte. Auch die Konzentrationsschwäche des Siebenjährigen und die Schüchternheit des Mädchens, wenn sie bemerkte, dass sie etwas langsamer war als der Bub, ließen nach. Die Körperwahrnehmung konnte durch Ausführung der Yoga-Übungen merklich verbessert werden. Ziemlich schnell zeichneten sich die Lieblingstiere der Yoga-Figuren ab: der Bub identifizierte sich mit dem „L“ des Löwen. Die Sechsjährige bevorzugte das „E“ der Echse.
In der letzten Einheit zeigte sich der Erfolg des Projekts: beide Kinder konnten problemlos ihre Namen buchstabieren und die Yoga-Figuren einnehmen. Sie waren stolz auf das Gelernte und führten die Yoga-Körperhaltungen problemlos aus. „Besonders gefreut habe ich mich außerdem, dass die Einrichtungsleitung mir mitteilte, dass der Kindergarten mein Projekt mit den anderen Kindern weiterführen wird“, sagt Melanie Ofner. „Und das Projekt zeigte mir auch auf, dass ich in diesem Beruf richtig bin: Ich wollte den Sozialbetreuungsberuf ergreifen, weil ich es liebe, mit Menschen zu arbeiten und für sie und mit ihnen etwas zu bewegen. Und genau das kann ich in diesem Beruf.“
Die Vöcklamarkterin ist froh, nochmals etwas komplett Neues angefangen zu haben: „Dank des Fachkräftestipendiums ist auch die Finanzierung meines Lebensunterhalts in dieser Zeit gesichert.“ Melanie Ofner schätzt es, dass sie während der Ausbildung Praktika in verschiedenen Lebensbereichen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung machen kann. Damit kann zum einen erworbenes Wissen gleich in der Praxis erprobt werden. Zum anderen können Einblicke in mögliche zukünftige Arbeitsfelder gewonnen werden.
Infos zur Ausbildung in Sozialbetreuungsberufen und zu den nächsten Infoabenden: www.ausbildung-sozialberufe.at