Volksmusik als verbindendes Element – ein inklusiver Projektchor

Als Chorleiter für einen Männerchor ist Ruben Hörschläger (22) aus Ybbs an der Donau der Musik schon lange zugetan. Diese Leidenschaft nahm er auch für sein Fachprojekt an der Caritas-Schule für Sozialbetreuugnsberufe am Salesianumweg in Linz mit, wo er den Ausbildungszweit Behindertenbegleitung absolvierte. Am Donnerstag, 19. Oktober, 16.30 Uhr findet an der Caritas-Schule, Salesianumweg 3, ein Infoabend zur Ausbildung Behindertenbegleitung statt. Anschließend gibt es einen Abend der offenen Tür.  
 

Im Rahmen seines Fachprojektes wollte Ruben Hörschläger ein neues musikalisches Projekt für die Musikgruppe der Lebenshilfe NÖ am Kunsthof Seidenberg in Amstetten starten, die er seit 2021 leitet. Nach einer sehr auftrittsintensiven Zeit hat sich eine gewisse Routine in der Musikgruppe erkennbar gemacht und die Motivation seitens der Sänger war gesunken. „Spannenderweise konnte ich beobachten, dass die Klienten in der Musikgruppe sehr an Volksmusik und dem A Cappella Gesang interessiert zu sein schienen,“ berichtet Hörschläger. Grund genug, ein neues Chorprojekt zu beginnen. Es fanden sich auch sofort interessierte Klient*innen.    
 
Langsam tastete er sich mit der Gruppe an den Stil eines ‚A Capella Chors‘ heran: „Wir haben es hier mit Menschen zu tun, die unterschiedliche Fähigkeiten, Werte und (musikalische) Prägungen haben“, erzählt Hörschläger. „Deshalb wusste ich, dass ich als Chorleiter nicht einfach nach einem vorgefertigten Schema vorgehen konnte. Um ein passables Ergebnis zu erzielen, welches die Beteiligten nicht überfordert, oder ihnen den Spaß am gemeinsamen Singen nimmt, musste meiner Meinung nach die Methodik der Chorleitung mit der personenzentrierten Arbeit verknüpft werden.“  
 
Während zu Beginn die Lieder noch mit dem Klavier begleitet wurden, wurde im Verlauf des Projektes versucht, ohne instrumentale Begleitung zu singen. Dies stellte die Klient*innen vor eine große Herausforderung, da sie bisher beim Singen immer von Gitarre, Klavier oder Schlagzeugern begleitet wurden. Auch nach mehreren Proben konnte diese Hürde nicht überwunden werden – der ‚A Capella‘-Teil des Projekts drohte zu scheitern.   
 
So schnell gab Ruben Hörschläger aber nicht auf: „Nach einer Phase der Recherche auf YouTube bin ich auf Videos gestoßen, welche eine „klassische“ Stubenmusik, die ähnliche Lieder, wie jene die wir einstudiert haben, mit einer Instrumentalbegleitung (Harfe, Zither, Gitarre, etc.), zeigen.“ Gesagt getan, mittels Keyboard imitierte der Betreuer und Musiker den Gesamtklang einer Stubenmusik. In Choraufstellung wurde der Gesang aufgenommen, während im Hintergrund die vorbereitete Playbackbegleitung läuft. So konnte das Gesungene schlussendlich würdevoll umrahmt werden. Das Ergebnis begeistert. „Das klingt ja wie beim Musikantenstadl,“ freute sich einer der Klienten. Dieser brachte auch die Idee ein, daraus ein Musikvideo zu drehen.    
 
Das fertige Video wurde der gesamten Werkstätte präsentiert, durch den Applaus und die Lobpreisungen der anwesenden Kundinnen und Kunden erhielten die Sängerinnen und Sänger auch außerhalb der beteiligten Betreuer*innen Anerkennung – ein voller Erfolg.    
 
Auch Ruben Hörschläger konnte sich persönlich etwas aus dem Projekt mitnehmen: „Das spannendste für mich war, den Unterschied in meiner Arbeit an dem Chor in der Werkstätte und dem Männerchor außerhalb meiner Arbeit zu betrachten. Mir war von vornherein klar, dass ich anders agieren müsste, um Ergebnisse erzielen zu können. Allerdings fiel mir stark auf, wie unpersönlich meine Arbeit im Männerchor im Vergleich zu jener in der Werkstätte Seidenberg ist. Eventuell bin ich in der Lage mehr von meiner Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung in meine Arbeit als Chorleiter einfließen zu lassen, als ich es bisher tue. Und wer weiß, vielleicht birgt dies ein bisher ungeahntes Potential?“  

Zum Musikvideo.