Wo man im Alter Heimat findet

Wie gelingt Wohnen im Alter, das Sicherheit und Selbstständigkeit verbindet? Christian Brein spricht darüber, wie das Zuhause-Gefühl im Betreubaren Wohnen entsteht, emotionale Bedürfnisse und den richtigen Zeitpunkt für einen Umzug.

Was macht das „Zuhause“ im Alter aus?
Brein: „Es ist groß genug zum Leben und klein genug, um leistbar zu sein. Und es verändert sich mit der Lebenssituation.“

Wie schaut es in heutigen Zeiten mit der Leistbarkeit aus?
Brein: „Im Betreubaren Wohnen gibt es zwar gewisse Schwankungen bei den Mietpreisen, aber grundsätzlich sind diese Wohnungen mit der Größe von etwa 50m2 und der soliden Finanzierung über ein Landesdarlehen derzeit überwiegend leistbar. Ein wichtiger Faktor sind jedoch die Teuerungen der letzten Jahre. Das wirkt sich spürbar auf die Betriebskosten aus. Die finanzielle Situation von Pensionist*innen hat sich spürbar verschlechtert.“

Was braucht es auf der emotionalen Ebene, um sich zuhause zu fühlen?
Brein: „Man braucht seine Habseligkeiten. Das steckt schon im Wort: Dinge, die einem ans Herz gewachsen sind, die einen selig machen.
Ebenso wichtig ist das soziale Umfeld. Vertraute Menschen geben Sicherheit. Im Idealfall zieht man in ein Betreubares Wohnen in einer Gegend, in der man schon länger lebt. So trifft man vielleicht alte Bekannte wieder, kann schneller Kontakte knüpfen oder bestehende Beziehungen wieder aufleben lassen.“

Wann sollte man sich Gedanken über einen Umzug machen?
Brein: „Wenn das bisherige Umfeld zu groß oder zu belastend wird. Wenn ich jemanden brauche, der putzt, der die Hecke schneidet, der sich um die Instandhaltung kümmert. Im Betreubaren Wohnen kann man länger und komfortabler bleiben als in einem Haus – allein schon, weil alles barrierefrei ist.
Auch Einsamkeit spielt eine Rolle. Wer sehr abgeschieden wohnt, findet hier leichter Anschluss an eine Gemeinschaft. Das Alter ist dabei nicht entscheidend. Manche ziehen ein, noch bevor sie 60 sind, andere leben mit knapp 100 Jahren hier. Voraussetzung ist nur ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und körperlicher Mobilität.“

Gibt es eine Einzugsgeschichte, die Sie besonders berührt hat?
Brein: „Wir hatten kürzlich eine Dame, die aus einer vollbetreuten Wohngruppe für Menschen mit Beeinträchtigungen zu uns gekommen ist. Sie war etwa 60 Jahre alt. Weil ihre Wohngruppe an einen anderen Ort verlegt wurde, suchte sie nach einer Alternative. Anfangs waren wir uns nicht sicher, ob sie den Alltag alleine schafft – doch dank der engagierten Hauskoordinatorin ist es gelungen. Heute lebt sie viel selbstständiger als zuvor.“

Was sind die größten Vorteile des Betreubaren Wohnens?
Brein: „Man hat eine Ansprechperson, die einen durch den Dschungel der sozialen Unterstützungsangebote begleitet, beim Ausfüllen von Formularen hilft – etwa, wenn das Schreiben schwerfällt – und mindestens einmal im Monat gemeinsame Aktivitäten organisiert.“

Für wen ist das Betreubare Wohnen weniger geeignet?
Brein: „Das betreubare Wohnen eignet sich für geistig rege Menschen, die gerne in Gesellschaft leben, mit Nachbarn ins Gespräch  kommen und die sich gerne gegenseitig unterstützen. Für Menschen, die ihre Ruhe haben möchten oder für Menschen mit Demenz ist es weniger geeignet, es sei denn, Angehörige kümmern sich um die Tagesstruktur und Gesundheit.“

Mit dem „Vitalen Wohnen“ ist ein neues Konzept geplant. Was kann man sich darunter vorstellen?
Brein: „Es soll die Lücke zwischen Betreubarem Wohnen und dem Seniorenwohnhaus schließen. Im Vitalen Wohnen stehen monatlich etwa 15 Betreuungsstunden, eine halbe Stunde pro Tag pro Wohnung zur Verfügung – im Vergleich zu zwei pro Monat im Betreubaren Wohnen. Damit können auch leichte pflegerische Aufgaben übernommen und eine feste Tagesstruktur geschaffen werden - wie ein gemeinsames Essen. Zudem soll das Ehrenamt stärker eingebunden und Vereine aus der Region einbezogen werden, um ein abwechslungsreiches Angebot an Aktivitäten zu ermöglichen.“

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