Von Alexander Bühler*
Ein Schrägdach aus Wellblech, das auf drei unverputzten Betonmauern aufsetzt – das ist die große Halle auf dem Gelände des Waisenhauses in Goma. Hier hausen an die 800 Flüchtlinge, Frauen und Kinder, an die die Caritas Lebensmittel verteilt.
Überall toben Kinder herum, rufen und schreien, während ihre Mütter manchmal erschöpft oder teilnahmslos auf dem Boden sitzen. Später, zur Schlafenszeit, werden sie Plastikplanen auf dem festgestampften Erdreich ausbreiten und sich dann mit dem bisschen an Kleidung, was sie auf der Flucht retten konnten, zudecken.
Ein Lichtblick inmitten von Chaos und Krieg
Beatrice Sikiloza hat es ein bisschen besser als die meisten ihrer Leidensgenossen, weil sie gerade vor einer Woche ein Kind bekommen hat. Sie kann sich innerhalb der Halle in ein kleines Plastikhäuschen zurückziehen, das nur für frischgebackene Mütter ist. Der kleine Augustin ist ihr erstes Kind – und sie ist so stolz auf ihn, dass ihre Augen leuchten. Mutter und Kind sind gesund – trotz des Chaos und des Kriegs, die den Ost-Kongo momentan fest im Griff haben.
Die Situation der Flüchtlinge ist sehr schwierig, denn das Lager ist nur eines von vielen in Goma, das in den letzten Tagen sprunghaft angewachsen ist: In nur vier Tagen stieg die Zahl der Flüchtlinge in Beatrices Lager von 1100 Flüchtlingen auf 1500.
1,5 Tonnen Maismehl pro Tag
Das Vorratslager des Don Bosco Waisenhauses, das nun auch als Flüchtlingsheim dient, ist noch gut gefüllt, doch ein Blick auf den Abrechnungszettel des Kochs reicht, um zu erkennen, dass diese Fülle an Lebensmittel-Säcken nicht ewig halten wird. Jeden Tag braucht er 1,5 Tonnen Maismehl, 300 Kilo Bohnen, 60 Liter Öl, 15 Kilo Salz und 100 Kilo Zucker. Und trotzdem müssen sich jeweils zwei Lagerbewohner einen Teller Essen teilen. Denn insgesamt sind auf dem Don-Bosco Gelände 4500 Münder zu stopfen: Flüchtlinge, Waisen, Kindersoldaten. Sie alle brauchen drei Mahlzeiten am Tag, um zu überleben.
Auch wenn sie momentan nicht viel machen kann, ist Beatrice dennoch zufrieden. Morgens kümmert sie sich um den kleinen Augustin, frühstückt ihre Tasse Bouille, einem landesüblichen Brei aus Mais- und Sojamehl und wäscht die wenigen Kleider, die sie retten konnte. Nachmittags kuckt sie mit den anderen Lagerbewohnern einen Film, hört von Kindern vorgetragenen Gedichten zu, hält mit ihren Nachbarn aus Rugari und anderen Müttern ein Schwätzchen und isst zwischendurch das karge Mittag- und Abendessen. Endlich kann sie sich ein wenig von der langen Flucht erholen – aber dennoch hat sie nur einen Wunsch: „Ich möchte, dass endlich Frieden herrscht, damit ich zusammen mit meinem Mann wieder nach Hause kann!“
Die Caritas bittet um Spenden für die Flüchtlinge in der Demokratischen Republik Kongo:
<link spenden spendenarten online-spende _self arrow-link>Jetzt online spenden
Spendenkonto:
RLB 1.245.000, BLZ 34 000 ODER
PSK 7.700.004, BLZ 60 000
Kennwort: Flüchtlinge Kongo
<link aktuell news artikel arrow-link>Caritas-Mitarbeiter im Kongo: "Gotterbärmliche Bedingungen"
<link aktuell news artikel _self arrow-link>weitere News zum Thema Flüchtlinge im Kongo
<link aktuell news artikel _self arrow-link>Caritas wendet sich an Außenministerin
*Der Journalist Alexander Bühler war für die Caritas in der Krisenregion.