Wenn sich der Kreis schließt

Als Hermann Hinterhölzl (84) als junger Mann in der Lederfabrik Poeschl in Rohrbach einige Jahre lang als Hilfsarbeiter tätig war, hätte er nie gedacht, dass er fünf Jahrzehnte später an dem Ort, wo die Fabrik damals stand, leben würde. Seit 20 Jahren steht nämlich das Caritas-Zentrum am Standort, das u.a. 25 betreubare Wohnungen beherbergt. Heute erinnert nur mehr die Adresse „Gerberweg 6“ an die frühere Widmung. Bewohner Hermann Hinterhölzl ist zum 20-jährigen Jubiläum seiner großen Leidenschaft nachgegangen und hat ein Mundartgedicht dazu verfasst.

Nichts bereut

Der gebürtige Helfenberger Hermann Hinterhölzl zog nach dem Tod seiner Frau 2020 ins Betreubare Wohnen ein. Und er hat den Schritt nicht bereut: „Hier gibt es geordnete Verhältnisse, ein angenehmes Bewohnerklima und gute Serviceleistungen. Ich bin restlos zufrieden mit meiner neuen Wohnsituation.“ Dass dem so ist, ist nicht zuletzt Caritas-Hausleiterin Marianne Wöss zu verdanken. Als „gute Seele des Hauses“ steht sie den Bewohner*innen mit Rat und Tat zur Seite, kümmert sich um soziale Belange, organisiert Unterstützungsleistungen wie Essen auf Rädern oder Mobile Pflegedienste und achtet darauf, dass eine gute Hausgemeinschaft entsteht.

Gerne arbeiten - auch nach 20 Jahren

Neben Rohrbach ist sie noch für das Betreubare Wohnen in Aigen-Schlägl zuständig. „Mir persönlich ist es wichtig, dass sich die Bewohner*innen hier wie zu Hause fühlen und gleichzeitig die Sicherheit haben, bei Problemen nicht alleine gelassen zu werden“, nennt sie den Grund, warum sie nach 20 Jahren noch immer gerne als Hausleiterin arbeitet. Das 20-jährige Bestehen des Hauses wird natürlich auch mit den Bewohner*innen gefeiert. Dafür hat Hermann Hinterhölzl, der seit seiner Jugend ein leidenschaftlicher Mundartdichter ist, ein Gedicht verfasst.

Mundartgedichte

„Ich bin ein Gelegenheitsschreiber, dem eben hin und wieder ein brauchbarer Wurf gelungen ist oder gelingt“, sagt er bescheiden über sein Talent. Freude empfindet er, „wenn ich mit meinen Versuchen in das Gemüt der Menschen Anregung, Frohsein und vielleicht auch Trost einbringen kann.“ Darüber hinaus möchte er das Wirken von verstorbenen Autoren z.B. durch das Vortragen von deren Texten im Rahmen von Lesungen in Erinnerung halten. An vielen Heimatabenden und Festveranstaltungen hat Hermann Hinterhölzl mitgewirkt, ebenso bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen. Theaterstücke hat er verfasst, die in Rohrbach, Sarleinsbach, St. Oswald b.H. und Götzendorf aufgeführt wurden. Er wirkte außerdem mit beim Museumsaufbau des Freilichtmusemus „Denkmalhof Unterkagerer“. Jährlich fanden hier auch Lesungsabende statt. Seine Mundartgedichte „Da Mittn zua“ und „Du muaßt as nuh amol lesn“ sowie der Roman „Die anderen Tage“ wurden genauso veröffentlicht wie Kurzgeschichten in der ehemaligen Bezirkszeitung „Rohrbacher Notizen“ und der Sammelband „Aus da Hoamat“ – 32. Band Stelzhamerbund.

Literatur-Wettbewerbe & andere Ehrungen

Vier Mal erhielt er bei Literatur-Wettbewerben Preise – 2002 sogar den 1. Preis – beim Wettbewerb „Leopold-Wandl-Preis“ in Grein. 1999 wurde er Konsulent für Volksbildung und Heimatpflege, 2000 bekam er das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. 2006 den Kulturpreis der Stadt Rohrbach und der Raiffeisenbanken Bezirk Rohrbach und 2009 das Goldene Ehrenzeichen vom Stelzhamerbund Freunde oberösterreichischer Mundartdichtung.

Ein Auszug aus Hermann Hinterhölzls Gedicht

„Zwanzig Jahre Betreubares Wohnen im Caritashaus in Rohrbach“

A neichö Hoamat is entstandn
in Reowa, - draußt, ban Pöschlteicht.
- Zwanzg Joah hand hiatstand scho vagonga,
seit s‘ ei’gricht woa’n is, gsegnt und gweicht.

A neichö Hoamstott füa wen söchan,
wo d’ Lebmsroas af amol und gschwindd
ganz anast wiad als wia dö Joah hea;
dass ‘s Dasei(n) wieda Lebmskraft findt.

A neichö Hoamstott, wo ah gsorgt wiad,
dass Hü’f und Rettung kimmt oll‘ Zeit;
und iawönst ah a gschickts Z’sammkemma
füa d’Manna und füa d’Weiwaleit.

A neichö Hoamstott, dö oa’n wohltuat,
wo ma söh lebm traut, wia van eh‘.
- s‘ wiad gstrickt und bocha und ah ferngschaut,
und iawönst rennt sogoa da Schmäh.

A neichö Hoamstott, wo runduma
da Caritas iah Hü’fsgeist lebt,
dea ‘s ganzö Haus mit Sinn füa s Dasei(n),
mit Kompetenz in d’ Liachtn hebt.