Zwei Frauen sitzten an einem Tisch bei einer Tasse Kaffee.

Jovita Hall (li.) vom Mobilen Palliativteam der Caritas unterstützte Maria Radner im letzten Jahr bei der Begleitung ihrer Schwester.

Die Lebensqualität bis zuletzt erhalten

Zwölf Jahre lang pflegte Maria Radner aus Pettenbach ihre an Multipler Sklerose erkrankte Schwester. Im letzten Jahr holte sie sich Unterstützung vom Mobilen Hospiz Palliative Care der Caritas. Durch das Fortschreiten der Krankheit war für ihre Schwester der Alltag mit den Kindern nicht mehr zu bewältigen. Sie sagte: Mach du es bitte. Von diesem Zeitpunkt an war Maria Radner nicht nur Mutter für ihre eigenen Kinder, sondern auch pflegende Angehörige und Ersatzmutter für ihre Nichte und ihren Neffen.

Die Erkrankung ihrer Schwester riss auch Maria Radner mitten aus dem Leben: „Man ist auf so etwas nicht vorbereitet. Man steht da und fragt sich: Was tut man mit jemandem in dieser Situation? Für ein Heim war meine Schwester viel zu jung. Und selbst wenn sie in ein Heim gekommen wäre: Was hätte das mit den Kindern gemacht, wenn die Mutter einfach so weggewesen wäre?“ Zuerst zog deshalb ihre Nichte bei ihr ein, dann ihr Neffe und ihre Schwester. Familie Radner baute das Haus barrierefrei um und installierte einen Duschlift. Palliativschwester Jovita Hall vom Mobilen Hospiz Palliative Care der Caritas weiß aus ihrer täglichen Arbeit: „So eine Situation trifft nie nur eine einzelne Person. Es ist immer die ganze Familie miteinbezogen. Daher schließt unsere Arbeit auch immer die Angehörigen mit ein. Oft brauchen uns die Angehörigen tatsächlich mehr als die Patient*innen.“ Maria Radner kostete es Überwindung, das Palliativteam dazu zu holen: „Palliativ heißt für mich ‚Wir geben auf.‘ Austherapiert. Aber wir haben es dann doch gemacht.“

Caritas-Mitarbeiterin Jovita Hall stellt richtig: „Wenn man um Unterstützung vom Mobilen Hospiz Palliative Care anfragt, heißt das nicht, dass man sich unmittelbar im Sterbeprozess befindet. Grundsätzlich sind wir dafür da, die Lebensqualität bis zuletzt zu erhalten. Oft wird das Palliativteam spät kontaktiert. Der richtige Zeitpunkt wäre aber schon, wenn Symptome auftreten und die Angehörigen in die Betreuung einsteigen. Die ausgebildeten Mitarbeiter*innen haben 24-Stunden-Bereitschaft. Man kann uns immer kontaktieren. Das gibt den Menschen, die sie begleiten, eine große Sicherheit.“

Maria Radner erzählt: „Es ist ja oft schon super, einfach jemanden anrufen zu können, zu dem man das vollste Vertrauen hat. Oft sind es keine schlimmen Sachen – Symptomatiken, die sich auf einmal verändern, etwas beim Katheter. Dinge, wo man einfach nicht weiß, wohin damit.“

Sie kam dann an den Punkt, an dem sie gespürt hat: Ich schaffe das nicht mehr. Ab da kamen persönliche Betreuerinnen vormittags, für die Körperpflege. Das war ein wichtiger Schritt für Maria Radner: Sich einzugestehen, dass man Hilfe von außen braucht. Es hat sie nicht nur entlastet, dass ihr die pflegerische Arbeit abgenommen wurde, sondern dass plötzlich ein Team mit im Boot war, mit dem sie Fragen besprechen und gemeinsam Entscheidungen treffen konnte. „Der Austausch hilft so sehr. Dass man alles nicht alleine schultern muss. Sobald es einmal läuft, ist es kein Problem. Dann ist alles stabil und gibt Sicherheit. Aber an diesen Punkt zu kommen, ist viel Stress, und man ist froh, wenn man den Tag übersteht.“

Das Mobile Hospiz Palliative Care der Caritas
1.215 Patient*innen und ihre Bezugspersonen begleitete das Mobile Hospiz Palliative Care der Caritas in acht Bezirken Oberösterreichs (Linz, Linz Land, Urfahr Umgebung, Rohrbach, Steyr, Steyr Land, Kirchdorf und Braunau) im Jahr 2022. Die Teams unterstützen Menschen in ihrer letzten Lebensphase sowie deren Angehörige - unentgeltlich. Das Angebot reicht von der Beratung bei der Betreuung zu Hause über die Durchführung von schmerzlindernden Pflegemaßnahmen bis hin zur Begleitung in der Zeit des Abschiednehmens und der Trauer.

Speziell für Kinder und deren Angehörige gibt es in Oberösterreich das KinderPalliativNetzwerk

Nähere Infos: www.hospiz-caritas.at