Leben am Limit: Teuerungen treiben Menschen in die Armut

„Wenn eine alleinerziehende Mutter verzweifelt ist, weil sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann oder ein Mindestpensionist frieren muss, weil er für die Befüllung des Heiztanks kein Geld mehr hat, dann ist Feuer am Dach. Immer öfter kommen Menschen in die Beratungsstellen der Caritas in Oberösterreich, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren können“, sagt Mathias Mühlberger, Direktor der Caritas in Oberösterreich.  

Schuld daran sind mitunter auch die rasant steigenden Preise bei Gütern des täglichen Bedarfs. Die Inflationsrate stieg laut Statistik Austria im Februar 2011 auf  drei Prozent. Das war der höchste Wert seit Oktober 2008. Hauptpreistreiber sind die hohen Treibstoff- und Heizölpreise (+22% bzw. +30% im Jahresabstand) sowie die steigenden Mieten bei Wohnungen (+2,6%). Aber auch Lebensmittel wurden im letzten Jahr durchschnittlich um 4,3 %  teurer.  Die Ausgaben für Treibstoffe, Wohnen und Nahrungsmittel verursachen mittlerweile bereits drei Fünftel der Inflationsrate.

Teuerungen erhöhen das Armutsrisiko
Die Preissteigerungen bei Gütern des täglichen Bedarfs erhöhen das Armutsrisiko für jedermann/jede Frau enorm. Es braucht nur ein Stein zu kippen und der Dominoeffekt in die Armut schlägt zu: Verlust des Arbeitsplatzes, eine Trennung oder eine plötzliche Krankheit. Wenn dann etwa noch die Waschmaschine oder das Auto kaputt werden, rutscht man völlig in die Armut ab. „Viele Menschen, die zu uns in die Beratung kommen, sagen uns, sie hätten nie damit gerechnet, dass sie jemals bei der Caritas um Hilfe bitten müssen“, weiß Mathias Mühlberger.

Ausgaben fürs Wohnen treiben Menschen in die Armut
Rund 3.830 Menschen haben sich im Jahr 2010 an die zwölf Caritas-Beratungsstellen in ganz Oberösterreich gewandt. Fast 60 Prozent davon waren Frauen, mehr als die Hälfte Familien mit Kindern. Zählt man die Familienangehörigen dazu, so waren rund 7.530 OberösterreicherInnen im Jahr 2010 auf die Hilfe der Caritas angewiesen. Vor allem die Ausgaben fürs Wohnen treiben die Menschen vermehrt in die Armut. Beinahe 40 Prozent aller OberösterreicherInnen, die sich im Vorjahr an die Caritas wandten, hatten akute Probleme sich Mietkosten, Strom und Heizung leisten zu können. Vom monatlichen Durchschnittseinkommen in der Höhe von 534 Euro, das KlientInnen der Caritas in OÖ zur Verfügung haben, müssen bereits über 40 Prozent fürs Wohnen ausgegeben werden.

„Es kann nicht sein, dass es dem Sozialstaat Österreich seit Jahrzehnten nicht gelingt, Gruppen wie AlleinerzieherInnen oder Mehrkindfamilien aus der Armutsfalle zu holen“, kritisiert Mühlberger. Laut Statistik Austria waren im Jahr 2009 insgesamt 12% der Bevölkerung bzw. rund eine Million  Menschen in Österreich armutsgefährdet, 145.000 davon in Oberösterreich. Die Armutsgefährdung bei Familien mit drei und mehr Kindern liegt sogar bei 20%.

Bedarfsorientierte Mindestsicherung ermöglicht keine „gesicherte“Existenz
Keine spürbare finanzielle Verbesserung sieht der Direktor der Caritas in Oberösterreich auch mit der bedarfsorientierten Mindestsicherung, welche die bisherige „Sozialhilfe“ ablösen wird. Die Armutsgefährdungsschwelle liegt derzeit laut EU SILC für eine Einzelperson pro Monat bei 994 Euro (12 x im Jahr), die bedarfsorientierte Mindestsicherung wird in Oberösterreich laut Gesetzesentwurf pro Person und Monat 812,10 Euro (12 x im Jahr) betragen und ermöglicht daher nicht wirklich eine ‚gesicherte’ Existenz. „Als Caritas leisten wir neben Beratung und Begleitung auch finanzielle Überbrückungshilfe für Menschen in Not. Den Sozialstaat armutsfest machen, muss allerdings die Regierung“, fordert Mühlberger. Unter anderem brauche es dazu auch in Oberösterreich dringend mehr günstigen Wohnraum.

HaussammlerInnen setzen Zeichen für Solidarität
„Wir gehen für Menschen in Not in Oberösterreich“ ist das diesjährige Motto der Caritas-Haussammlung, die im April und Mai durchgeführt wird. Rund 7.000 pfarrliche MitarbeiterInnen gehen ehrenamtlich von Tür zu Tür und bitten um Spenden – das gesammelte Geld kommt Menschen in Not in Oberösterreich zugute, die bei der Caritas Hilfe suchen. „Gerade im heurigen EU-Jahr der Freiwilligentätigkeit bedanke ich mich für den großartigen ehrenamtlichen Einsatz der HaussammlerInnen“, so Mathias Mühlberger.

Caritas-Spendenkonto:
RLB 1.245.000 BLZ 34.000
Empfänger: Caritas für Menschen in Not
Kennwort: Haussammlung
oder
PSK 7.700.004, BLZ 60.000
Kennwort: Haussammlung

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