In der Holz- und Eisenwerkstatt stellt Florian kreative Gebrauchs- und Kunstobjekte her - aus scheinbar wertlosen Materialien wie Eisenschrott, Schwemm- und Wildholz. Diese Arbeit gibt den Bewohnern die Möglichkeit, wieder Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu tanken.

Wenn alles wegbricht

Oft braucht es nur eine ungeplante Wendung und ein Leben, das bis zu diesem Zeitpunkt ganz normal war, zerfällt. Ein Jobverlust, eine Scheidung, ein plötzlicher Schicksalsschlag. Dass manchmal nur wenige Monate vergehen, bis ein Leben auf der Straße droht, zeigen die Schicksale der Männer, die am Hartlauerhof der Caritas leben.

Nacht für Nacht kreisten die Gedanken und hielten Florian wach. Morgens waren neue Mahnungen im Postkasten. Kleine Eurobeträge, die Stein um Stein den Schuldenberg erhöhten. „Was habe ich falsch gemacht?“, fragte er sich in den durchwachten Nächten. Und: „Wie tief kann man fallen?“

Es war schnell gegangen für den Lageristen. Er hatte immer ein normales Leben geführt – war seiner Arbeit nachgegangen, hatte in seiner Freizeit in der Werkstatt eines Freundes an Autos gebastelt, war insgesamt ein sparsamer Mensch. Keine Laster, kein plötzlicher Schicksalsschlag. Bis er die Arbeit verlor. Dann gingen sich die wenigen Kosten, die er hatte, plötzlich nicht mehr aus.

„Man liegt im Bett und fragt sich, wie kann ich das begleichen? Was mache ich damit?“, erinnert sich Florian. Zwar bekam er 1.100 Euro an Arbeitslosengeld, durch die Fixkosten und Mahngebühren häufte er jedoch nach und nach Schulden an. Rechnungen von der LinzAG, Strom und Gas, die Autoversicherung, die Miete – es war nicht viel, aber es summierte sich zusammen. „Das Kopfkino kreist nur darum, da wird man irre.“ Doch all die Gedanken, wie es wieder bergauf gehen könnte, fruchteten nicht: Am 11. August 2022 – ein halbes Jahr, nachdem er den Job verloren hatte – verlor Florian auch seine Wohnung. Er wurde delogiert.

Florian hatte Glück im Unglück: Er landete nicht auf der Straße. Über die Sozialberatungsstellen bekam er den Kontakt zum Hartlauerhof der Caritas, wo er bereits einen Tag nach der Delogierung einziehen konnte. Der Vierkanthof in Asten bei Linz bietet wohnungslosen Männern eine betreute, zeitlich befristete Wohnmöglichkeit. Sozialarbeiter*innen unterstützen die Bewohner dabei, ihre Probleme aufzuarbeiten, im Alltag zurechtzukommen und neue Perspektiven zu entwickeln. Für Florian ist der Hartlauerhof ein Auffangbecken, um sich wieder in ein normales Leben aufzurichten.

Er ist froh, dass er bisher nie auf der Straße lebte, trotz seiner Existenznot. „Ich habe mich nie als arm empfunden“, erklärt Florian. „Arm ist man für mich, wenn man sich keine Wohnung, kein Essen, keine Kleidung kaufen kann. An diesem Punkt war ich nie – und dennoch hatte ich eine immense Existenznot.“

Kein soziales Auffangnetz

Auch Jürgen warf die Arbeitslosigkeit aus der Bahn. Als Taxifahrer hatte er immer gut verdient. Er kam auf 1.800 Euro netto. Als er den Führerschein und damit auch den Job verlor, musste er mit 1.000 Euro weniger pro Monat auskommen. „Das hat mich eiskalt erwischt, als das plötzlich weg war“, gesteht er. Er hatte sich schon immer alleine durchs Leben gekämpft und sich gleichzeitig um seine schwer kranke Mutter gekümmert. Die psychische Belastung kompensierte er mit Alkohol. Ein soziales Netz, das ihn auffing, hatte er nicht...

Lesen Sie die vollständige Reportage über die Menschen auf dem Hartlauerhof sowie aktuelle Infos aus der Caritas in der neuen Ausgabe unserer Zeitung „nah dran“. Kostenlos abonnieren bei der Caritas Information, Tel. 0732/7610-2020, information@caritas-ooe.at

In einem halben Jahr zieht Jürgen aus – dann läuft seine Befristung aus. Sozialarbeiter*innen begleiten ihn bei der Arbeits- und Wohnungssuche.
Im Glashaus, in Hochbeeten und auch Indoor widmen sich einige Bewohner der Gartenarbeiten. Mit dem selbst gezogenen Gemüse wird gemeinsam gekocht.