Cornelia Pfeiffer (li.) und Karin Höller haben die Entwicklungen in der Behindertenbetreuung hautnah miterlebt. Mit ihrem Text „45 Jahre in einer Einrichtung“ erhielt Cornelia Pfeiffer 2019 den Hauptpreis des Literaturwettbewerbs Ohrenschmaus.

Der lange Weg zur Teilhabe

Es gibt wenige gesellschaftliche Bereiche, in denen sich in den letzten Jahrzehnten so viel getan hat wie in der Arbeit für und mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Es zeigt, was für ein immenser Wandel im Denken in weniger als einem Menschenleben möglich ist.

Cornelia Pfeiffer erinnert sich noch gut an ihre Jugend. Privatsphäre war für sie ein Fremdwort. Im Elisabethheim in Gallneukirchen lebte sie damals, in 6- und 8-Bett-Zimmern. Für die Körperpflege ging sie in einen der beiden Waschräume, es gab nur eine Badewanne, und eine fixe Bade-Einteilung. „Das Waschen, vor allem das Ausziehen vor allen anderen war mir unangenehm“, sagt Cornelia. Es waren die späten 70er-Jahre. Die großen Schritte für Menschen mit Beeinträchtigungen, selbstbestimmt leben zu können, standen gerade erst bevor.

Wenn Cornelia ohne Abmeldung das Haus verließ – und sei es nur, um einkaufen zu gehen – bekam sie Hausarrest. Im Zimmer durften sie und ihre Mitbewohnerinnen nur in der Nacht zum Schlafen sein. Sonst wurde sie in den Tagraum geschickt, einen großen Aufenthaltsraum. „Da wurde schon viel über uns entschieden“, bemerkt sie. Ihr Geld bekam sie damals von den Pflegekräften. Heute hat sie ein Konto.

Von Fürsorge zum Empowerment

In der Begleitung von Menschen mit Beeinträchtigungen trug man damals noch viel geistigen Ballast aus den Nachkriegsjahren mit sich herum. Da ging es um die Versorgung. Das Motto: pflegen – schützen – bewahren. Menschen mit Beeinträchtigungen waren gut versorgt – und überwacht. Entscheidungen trafen die Pflegekräfte, vor Autorität herrschte großer Respekt – egal, ob es Ärzte waren, Einrichtungsleiter oder offizielle Würdenträger. „Man folgte einem biologischen Menschenbild“, weiß Josef Ratzenböck, der seit 1985 als Begleiter im Sozialbereich arbeitet. „Eine Beeinträchtigung galt als Krankheit.“

Menschen mit Beeinträchtigungen lebten noch in Großeinrichtungen, oft an abgelegenen Orten. Der Alltag wurde ihnen vorgegeben. Schrittweise kamen die Verbesserungen: In den 60er Jahren kam langsam der Wechsel zu Wohngruppen. Aus „Patienten“ wurden „Klient*innen“, „Pfleger“ wurden zu „Betreuer*innen“. Der geistige Ballast war aber noch da: Im Menschenbild herrschte nach wie vor das Defizitdenken vor.

Im Jahr 1980 war Cornelia 19 Jahre alt. Sie zog von Gallneukirchen nach Linz, wo es 2er- und 3er-Zimmer gab. Eine Verbesserung auf der einen Seite. Die Volljährigkeit brachte jedoch einen ordentlichen Dämpfer mit sich…

Lesen Sie die vollständige Reportage über die Entwicklungen in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen in der aktuellen Ausgabe der „nah dran“. Kostenlos unterr Caritas Information, Tel. 0732/7610-2020, information(at)caritas-linz.at