Gildemeister Erwin Hofmayr (Mitte) mit Heinz Neuweg (li.) und Friederike Altreiter aus St. Pius. Fotocredit (beide): Pfadfinder Wels

Von der „guten Tat“ zu jahrzehntelanger Freundschaft

Seit mehr als 60 Jahren besuchen die Mitglieder der Pfadfindergilde Wels in der Vorweihnachtszeit die Bewohner*innen des Caritas-Standorts St. Pius in Steegen/Peuerbach, wo Menschen mit Beeinträchtigungen leben und arbeiten. Was 1961 als kleine Geste begann, hat sich zu einer herzlichen Tradition entwickelt, aus der sich generationenübergreifende Freundschaften entwickelt haben.

Die Tradition begann auf Initiative eines Mitglieds, dessen Sohn in St. Pius lebte. Er war Gruppenleiter der „Rover“, einer Altersstufe der Pfadfinder mit Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren. Sie waren begeistert von der Idee, den Bewohner*innen von St. Pius in der Weihnachtszeit Freude zu schenken. Aus dieser ersten, pfadfinderischen „Guten Tat“ entwickelte sich eine jahrzehntelange Beziehung: Viele der „Rover“ wurden aktive Gruppenleiter und schließlich Mitglieder der Altpfadfinder-Gilde. „Die Tradition hat sich von Generation zu Generation fortgesetzt und wir führen sie mit Stolz und großer Leidenschaft weiter“, erklärt Gründungsmitglied Heli Gruber (86), der von Beginn an bei der Pius-Aktion der Pfadfinder dabei war. Traditionell findet der jährliche Besuch am dritten Adventsonntag statt. Der Tag beginnt mit einem stimmungsvollen Gottesdienst in der Kapelle von St. Pius, gefolgt von einem gemeinsamen Mittagessen. Am Nachmittag versüßen die mitgebrachten Torten der Pfadfinder*innengilde den Bewohner*innen den Tag. Im letzten Jahr war der Höhepunkt die Showeinlage der Jongliergruppe St. Pius, die für viel Lachen und Applaus gesorgt hatte. „Ich freue mich jedes Jahr riesig, wenn die Pfadfinder zu uns kommen. Es ist immer ein ganz besonderer Tag, weil wir zusammen feiern und lachen. Besonders mag ich, dass sie uns das ganze Jahr über nicht vergessen und wir uns auch zwischendurch sehen. Die Vorführung, die wir für sie vorbereiten, macht uns viel Spaß, und es ist schön, wenn sie dann begeistert klatschen“, sagt Friederike Altreiter, die in St. Pius wohnt und arbeitet.

Josef Ratzenböck, Leiter des Wohnbereichs in St. Pius, sagt: „Es ist bewegend, über die Jahre mitzuerleben, wie aus einer Weihnachtsaktion langjährige Freundschaften gewachsen sind. Manche der Besucher*innen kennen unsere Bewohner*innen seit Jahrzehnten. Dieses persönliche Engagement ist etwas ganz Besonderes.“ Nicht nur vor Weihnachten, auch während des Jahres halten die Mitglieder der Pfadfindergilde Kontakt, besuchen St. Pius, machen Ausflüge oder laden Bewohner*innen zu Pfadfinderlagern ein. Für ihr beeindruckendes Engagement wurde die Pfadfindergilde kürzlich vom Sozialminister gewürdigt und im Freiwilligenkalender 2025 mit einer eigenen Seite bedacht.

Gründungsmitglied Heli Gruber (heute 86) ist seit Anfang an bei der Weihnachtsaktion in St. Pius dabei.