Über 100 Gedichte hat Wolfgang Denk für sein Caritas-Umfeld geschrieben.

Ein Mann der schönen Worte

Vor elf Jahren hat Caritas-Mitarbeiter Wolfgang Denk aus Suben von seiner Arbeit am Bau in den Behindertenbereich gewechselt und es noch keinen Tag bereut, wie er betont. Bei seiner Arbeit in der Caritas-Werkstätte Andorf gefällt ihm besonders gut, dass sich jeder persönlich einbringen kann. Bei ihm erfolgt das regelmäßig in Form von individuell geschriebenen Gedichten für die Menschen in der Werkstätte. Insgesamt 100 Gedichte hat Wolfgang Denk schon für sein Caritas-Umfeld geschrieben.

Für eine Mitarbeiterin in der Werkstätte, die Angst vor Gewitter hat, schrieb er die „Geisterstunde“. Auch wenn Zivis ihren Dienst beenden, jemand in Pension geht oder ein runder Geburtstag ansteht, klemmt sich Wolfgang Denk hinter die Tastatur. Manchmal kommt ein Ein-Seiter heraus; wenn die Inspiration zuschlägt, kann es sich auch schon mal auf vier Seiten summieren. „Ich habe ein besonders offenes Ohr, wenn mal ein Faux-Pas passiert“, verrät Wolfgang Denk. Dieser wandert dann gleich in das digitale Notizbuch – und wird bei der nächsten Gelegenheit in einem Gedicht verarbeitet.

Sein Faible fürs Texten und auch für die Musik entdeckte Wolfgang Denk in der Jugend. Als Kind hatte er immer aktiv Musik gehört, vorwiegend die Plattensammlung, die er von seinem früh verstorbenen Vater – einem Musiker – geerbt hatte. „Das war kein Hören nebenbei“, betont Wolfgang Denk. „Ich habe dabei immer schon etwas gespürt, tief drinnen.“ In seiner Jugend probierte er die Gitarren seines Vaters aus, mit 18 kam er zu einer Band. Er spielt Bass und Gitarre und schreibt die Songtexte, die dann musikalisch mit Thrash Metal angereichert werden. „Musik ist für mich ein super Ventil, um die Emotionen rauszubekommen“, erklärt der 46-Jährige, der Mitglied der Band „Zodiac Ass“ ist.

Auch in die Technische Werkstätte nimmt er die Gitarre mit und lädt zu einer Musikrunde im Speisesaal.  

 

Gedicht:
Ich bin nicht wie jedermann

Ich bin nicht wie jedermann,
ich kann auch nicht, was jeder kann.
Es gibt so viele kleine Sachen,
die all die and`ren Menschen machen,
so viele simple, kleine Dinge,
die ich nicht zustande bringe.
Mag ich mich noch so sehr einbringen,
vieles will mir nicht gelingen.

Ich gehe durch die Welt und seh`
so vieles, das ich nicht versteh`.
Die Welt, sie dreht sich immer schneller,
sie wird dunkler und nicht heller,
gibt sich den toleranten Schein,
doch bin ich mehr und mehr allein.

Die Menschen haben Angst vor mir,
als wäre ich ein wildes Tier.
Manche lachen, sehen weg,
manche ekeln sich, als wär ich Dreck,
manche gehen mit mir um
als wär ich ansteckend und dumm.
Auch manche mitleidigen Blicke
tragen bei, dass ich ersticke.

Bei Vielem mag ich Hilfe brauchen,
kann nicht einmal alleine laufen.
Unter gönnerhaften Blicken,
muss ich oft um Hilfe bitten.
Weil ich eine Behinderung hab,
blicken sie auf mich herab.
Weil ich nicht in die Gesellschaft passe,
bin ich ein Mensch der zweiten Klasse.

Auch ich hab gern ein schönes Leben,
doch dazu gehört für mich auch geben.
Denn mancher, der nur nehmen kann,
ist für mich ein armer Mann.
Was ich geb`, das kommt von Herzen,
Freundschaft, Liebe, mit euch scherzen.
Ein Teil von Euch, das möcht` ich sein,
doch unter meinesgleichen soll ich sein.

Habgier, Macht, Besitz und Geld
und was den Menschen sonst gefällt,
für den, der keine Krankheit kennt,
das Höchste, doch das ist mir fremd.
Dafür lohnt es nicht, zu kämpfen
und das macht mich zum bess`ren  Menschen.