Am Podium (v.l.) Franz Kehrer, Direktor der Caritas OÖ, Bischof Manfred Scheuer, Michaela Haunold, Leiterin der Caritas Sozial-Beratungsstellen sowie (online zugeschaltet) Irene Huss, design. Pastoralvorständin der Pfarre Braunau © Diözese Linz / Kienberger

Umfassende Hilfe in Krisenzeiten

Wie die Katholische Kirche in Oberösterreich versucht, in Krisenzeiten zu helfen, darüber wurde in der Pressekonferenz am 3. November 2022 im OÖ. Presseclub ein Überblick gegeben.

Die Diözese Linz ist um umfassende Hilfe in Krisenzeiten bemüht. In einer hybrid veranstalteten Pressekonferenz anlässlich des bevorstehenden kirchlichen Welttags der Armen (13. November) wurde dazu am 3. November 2022 im OÖ. Presseclub auf konkrete Maßnahmen und Einrichtungen.

Bischof Manfred Scheuer betonte, die biblische "Option für die Armen" spiele auch heute noch eine zentrale Rolle für das soziale Handeln der Katholischen Kirche in Oberösterreich. Den von ihm eingerichteten Welttag der Armen verstehe Papst Franziskus als eine "gesunde Provokation", die dabei helfe, "über unsere Lebensweise und die vielen Formen der Armut der Gegenwart nachzudenken". Armut habe viele Gesichter und Facetten, "auch bei uns in Oberösterreich", wies Scheuer hin. Gerade jetzt sei angesichts der Teuerungswelle eine Zuspitzung wahrnehmbar.

Als "wichtige kirchliche Akteure auf der sozialen Landkarte Oberösterreichs" nannte der Bischof die vielen Handlungsfelder der Caritas, aber auch das flächendeckende regionale Netz von solidarisch engagierten Pfarren und Ordensgemeinschaften, die kategoriale Seelsorge an Orten wie Krankenhäusern, Seniorenheimen, Betrieben, Jugendzentren und Gefängnissen, weiters die Hilfsangebote der Katholischen Aktion und Initiativen wie die Telefonseelsorge oder die Beratungsstellen für Arbeitssuchende oder Menschen in Ehe und Partnerschaft.

Franz Kehrer, Direktor der Caritas OÖ, machte auf die zahlreichen Angebote der Caritas OÖ aufmerksam. „Als Caritas sind wir mit vielfältigen Hilfsangeboten in der Not und in Krisen für die Menschen da und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Die gegenwärtigen multiplen Krisen setzen gerade jenen zu, die ohnehin bereits durch ihre Lebenssituation belastet sind. Die Teuerungen treffen jene am härtesten, die auch bislang schon wenig zum Leben hatten“, so Franz Kehrer. „Existenzsorgen, die Bedrohungen eines Krieges ,vor der Haustüre‘, die Ängste vor einer schweren Corona-Erkrankung – die von Unsicherheiten geprägte Gegenwart verursacht oder verstärkt auch psychische Leiden, wie wir es in vielen unserer Tätigkeitsfelder erleben.“

Er nannte Beispiele wie die 15 Caritas-Sozialberatungsstellen für Menschen in Not, die Tageszentren Wärmestube und "FRIDA" sowie das Help-Mobil und das Projekt „Krankenzimmer“ für von Wohnungslosigkeit Betroffene, das Krisenwohnen, das Haus für Mutter und Kind, die CARLA-Second-Hand-Shops und die Lerncafes für Schülerinnen und Schüler. „Um diese Hilfe für Menschen in Not in Oberösterreich leisten zu können, bitten wir jetzt im November wieder um Spenden. In den Kirchen findet dazu die ,Elisabethsammlung‘ statt. Trotzdem die Teuerungen viele treffen, sehen wir dennoch eine große Bereitschaft zur Solidarität bei den Menschen in Oberösterreich. Ich danke allen Oberösterreicher:innen, denen der Zusammenhalt in der Krise wichtig ist und die sich in Form von Spenden oder durch ehrenamtliches Engagement für andere einsetzen. Nur so können wir gemeinsam die Krise meistern.“ Nähere Infos und Spendenmöglichkeit: www.caritas-ooe.at/armut

Über die 15 Caritas-Sozialberatungsstellen in Oberösterreich berichtete Leiterin Michaela Haunold. 2021 wurden dort rund 15.000 Menschen in Not unterstützt. Und heuer steige diese Zahl deutlich an: "Bis Ende Oktober sind heuer um zehn Prozent mehr Menschen zu uns gekommen als im Vorjahr. Im Vergleich mit 2019 – also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie – sind es um 25 Prozent mehr." Rund um den Jahreswechsel, wenn die Strom-Nachzahlungen eintreffen, erwartet Haunold eine weitere Erhöhung der Nachfrage. Die Klientel verändert sich laut der Sozialexpertin: Es kämen zunehmend Menschen, die davon überrumpelt seien, "nicht zu wissen, woher das Geld für den nächsten Lebensmitteleinkauf, die nächste Miete oder die Monatskarte für den Verkehr kommt". Dadurch hätten die Sozialberatungsstellen deutlich mehr mit verzweifelten Menschen zu tun, auch mit solchen, "die sich schämen, bei uns zu sein".

Irene Huss kommt in ihrer Arbeit als Betriebsseelsorgerin und Pastoralvorständin immer wieder in Kontakt mit armutsbetroffenen und -gefährdeten Menschen. Manche gingen zwar täglich zur Arbeit, hätten sogar zwei oder mehrere Arbeitsstellen, aber es komme vor, dass das Geld trotzdem nicht reicht, "weil man von den Gehältern im Niedriglohnsektor einfach nicht leben kann". In Braunau gebe es eine bewährte Vernetzung mit dort ansässigen Beratungs- und Sozialeinrichtungen, so Huss. Diese würden unterstützt durch den "umgekehrten Adventkalender", den die vier Braunauer Stadtpfarrgemeinden in Kooperation mit der RegionalCaritas durchführen: "Statt etwas zu bekommen, gibt man etwas her – etwa Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel, Gutscheine", schilderte die Pastoralvorständin die Initiative, durch die gespendete Sachspenden und Gutscheine unkompliziert weitergegeben werden.

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