Zero Project Unternehmensdialog: Qualifizierung - Turbo der Krisenbewältigung

Menschen mit Beeinträchtigungen, die einen Beruf ausüben möchten, um sich ein gutes und sorgenfreies Leben zu ermöglichen, haben es nicht leicht. Die Arbeitslosenrate ist bei Menschen mit Beeinträchtigungen besonders hoch. Woran das liegt, aber insbesondere, wie dies zu ändern ist, darüber diskutierten am 19. Oktober Unternehmer*innen aus Industrie und dem Dienstleistungssektor im Schulungszentrum von starlim//sterner in Wels.

Etwa 50 Teilnehmer*innen namhafter oberösterreichischer Unternehmen trafen sich in der hochmodernen Lehrlingswerkstatt von starlim//sterner, über 70 Interessierte waren per Livestream dabei und tauschten sich in den Breaout Rooms darüber aus, wie es gelingen kann, Menschen im eignen Unternehmen zu integrieren.

Rein in ein neues Denken
Unternehmer*innen haben oft noch Bedenken, die mit einer vermeintlichen Unkündbarkeit von Menschen mit Beeinträchtigungen einhergehen. Dass dem nicht mehr so ist, war für viele Teilnehmer*innen eine wichtige Information. Zudem stellt die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen für die meisten Unternehmer*innen häufig ein soziales Projekt dar, „das man halt macht“. Dabei gelte es aber vielmehr, den Blick auf die Potentiale und Stärken der Menschen zu richten, Chancen zu geben und Rahmenbedingungen zu schaffen, wo ein Arbeiten für alle möglich wird, betonte Martin Essl, Gründer der Essl Foundation.

Das macht SPAR seit vielen Jahren – auch wenn man anfangs skeptisch war, wie  Keynote-Speaker Jakob Leitner, Geschäftsführer von SPAR Oberösterreich, einräumte. Heute sei er froh, diesen Schritt gemeinsam mit der Caritas OÖ gegangen zu sein: „Der Lohn für den Mut sind viele sehr gut ausgebildete Menschen, hochzufriedene Kund*innen, treue, wertvolle und verlässliche Mitarbeiter*innen und wenig Fluktuation.“

Keine Frage ob, sondern wie!
Für Ing. Thomas Bründl, Keynote Speaker und CEO von starlim//sterner, sind Leidenschaft, Begeisterung und Freude, an dem was man macht, wichtig. Es liege an den Ausbilder*innen, diese Freude zu entfachen. Es brauche ein Team, das mit Leidenschaft dahinter steht, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, in hochqualifizierte Jobs einzusteigen. Und es brauche die Unterstützung von guten Partnern wie der Caritas OÖ. Oft seien es soziale Umstände, die es jungen Menschen schwer machten, ihre Ziele zu erreichen. Da könne ein guter Arbeitsplatz viel verändern.

Das unterstrichen auch die beiden anwesenden Lehrlinge von starlim//sterner, die von Beginn an als wertvolle Mitarbeiter gesehen und von allen Seiten unterstützt wurden – so auch von der Caritas. Einmal wöchentlich kommen Caritas-Mitarbeiter*innen in die Betriebe, um gemeinsam mit den Ausbildner*innen die bestmögliche Unterstützung zu bieten, berichtete Wolfgang Hel von der Caritas.

Fordern, fördern, faire Bezahlung
Abseits der üblichen Portier- und „Alibi-Jobs“ können Menschen mit Beeinträchtigungen genauso wertvolle Arbeitskräfte sein und einen fairen Lohn erhalten. Menschen mit Beeinträchtigungen müssen genauso gefördert und gefordert werden wie alle anderen. “Jeder Mensch hat den Wunsch, sein eigenes Leben mit eigenem Unterhalt zu bestreiten“, meinte Mag. Jürgen Bockmüller vom Sozialministerium Service des Landes OÖ.

Das bestätigte Melanie Kalischek, Mitarbeiterin bei SPAR: „Mir ist die Lehrabschlussprüfung wichtig. Ich freue mich über einen sicheren und interessanten Arbeitsplatz und bin froh, mein eigenes Geld zu verdienen.“

Dass es starke Bündnispartner in der Wirtschaft und Politik brauche, betonte auch Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer in seiner Videobotschaft. Und diese Partner gibt es bereits: Firmen können bei der Beschäftigung von Menschen auf vielfältige Unterstützungsleistungen zurückgreifen. Lohnkostenzuschüsse, Förderungen bei der Anschaffung von technischen Arbeitsbehelfen sowie finanzielle Zuschüsse für den Umbau sollen es Unternehmen erleichtern, Menschen mit Beeinträchtigungen auszubilden und  zu beschäftigen.

Förderungen und Adaptierungen von Arbeitsplätzen bieten etwa das Sozialministerium Service und das NEBA Betriebsservice an. Mag. Claus Jungkunz vom NEBA Betriebsservice erklärte, dass sein Team mit großer Expertise und Know How zur Seite stehe und motivierte die Firmen, Potentiale aufzuspüren und Jobs für Menschen mit Beeinträchtigungen im eigenen Unternehmen zu schaffen.

Die WKOÖ unterstützt mit INTEGRATIO Betriebe, Menschen mit Beeinträchtigungen zu finden und einzusetzen. Dr. Erhard Prugger von der WKOÖ betonte, wie wichtig es sei, aufeinander zuzugehen, sich an Leuchttürmen wie starlim//sterner und SPAR aber auch viele anderen kleinen KMUs zu orientieren, sich Beratung zu holen und sich einfach zu trauen.

Livestream zum Nachschauen: https://zeroproject.org/unternehmensdialog-linz-19-10-2021/

Einblicke...
Fotos (c) epilogy.photography