Kindergärten starten ohne pädagogische Fachkräfte

Erhalterkonferenz kirchlicher Einrichtungen fordert dringend Attraktivierungs-Offensive ein

Der Fachkräftemangel in Oberösterreichs Kinderbetreuungseinrichtungen wird zunehmend akut: Heuer müssen erstmals 11 der 1059 Gruppen der 350 kirchlichen Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen mit 6. September ohne ausgebildete Elementarpädagog*innen gestartet werden. Während des Jahres wird sich die Situation laufend verschlechtern, weil Fachkräfte, die etwa durch Schwangerschaft ausfallen, nicht mehr ersetzt werden können.

„Seit Jahren machen wir ebenso wie andere Organisationen die Politik auf die Problematik aufmerksam, geschehen ist bislang zu wenig“, kritisiert Caritas-Geschäftsführerin und Vorsitzende des Kuratoriums der Erhalterkonferenz, Mag.a Edith Bürgler-Scheubmayr. „Es genügt nicht, den Ausbau des Angebots in OÖ voranzutreiben, so wichtig das auch ist. Wenn die Arbeitsbedingungen nicht verbessert werden, gibt es dafür nicht ausreichend Personal.“ Die „Erhalterkonferenz“ vertritt die Träger Pfarren, Caritas, kirchliche Vereine und Orden, die insgesamt 350 Krabbelstuben, Kindergärten und Horte in Oberösterreich mit derzeit rund 20.000 Kindern im Auftrag der Gemeinden führen.

Die Suche nach ausgebildeten Fachkräften wird für alle – öffentliche wie private – Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen immer schwieriger. „Grund dafür sind die gesetzlich vorgeschriebenen Rahmenbedingungen. Es werden zwar genügend Elementarpädagog*innen ausgebildet, zu wenige gehen aber nach der Ausbildung in den Beruf. Zunehmende Anforderungen bei einer zu hohen Anzahl an Kindern in einer Gruppe schrecken aber viele vom Einstieg in den Beruf ab, andere steigen bald wieder aus“, erklärt Bürgler-Scheubmayr. Gleichzeitig läuft eine Pensionierungswelle.

„Mit dem aktuellen Personalschlüssel in einer Regelgruppe im Kindergarten von einer Fachkraft und einer Hilfskraft für 23 Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren, sagen alle Studien, sei es nicht möglich, die Kinder den heutigen fachlichen Ansprüchen der Elementarpädagogik entsprechend zu begleiten“, so Edith Bürgler-Scheubmayr. Gleiches gelte für die Krabbelstuben, wo zwei Mitarbeiter*innen für eine Gruppe von 10 Kindern zu wenig sind, weil der Betreuungsaufwand für Kinder unter drei Jahren ein wesentlich höherer sei. Krabbelstuben und Kindergärten haben sich zu Bildungsorten entwickelt. In Vorbereitung auf den Schuleintritt kommen viele Anforderungen dazu wie  Sprachstandsfeststellung oder Sprachförderung.

„Es geht hier nicht zuletzt um die Zukunft unserer Kinder. Denn qualitätsvolle frühkindliche Bildung ist nur dann möglich, wenn auch genügend Zeit für individuelle Förderung zur Verfügung steht“, erklärt Edith Bürgler-Scheubmayr. „Viele Studien belegen, wie wichtig diese erste Station für die Bildungslaufbahn der Kinder ist und die Voraussetzungen für bessere Chancen in der Schule und später am Arbeitsmarkt schafft.“ Die Erhalterkonferenz fordert daher dringend eine Attraktivierungs-Offensive, um die Rahmenbedingungen für Pädagog*innen und Kinder zu verbessern.

Lösungsvorschläge wurden den zuständigen Politiker*innen bereits vorgelegt, wichtige Bausteine wären u.a.:

  • Ausreichend Personal in allen Gruppen- und Einrichtungsformen
  • Erhöhung der Vorbereitungszeit für gruppenführende Pädagog*innen, um eine qualitätsvolle pädagogische Arbeit planen zu können
  • Erhöhung der Leitungszeit für Leiter*innen als Schlüsselkräfte an den Standorten
  • regelmäßige, verpflichtende Supervision für alle Fachkräfte innerhalb der Dienstzeit
  • ein Praxisjahr für Absolvent*innen von Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEPs) ohne die Verantwortung allein eine Gruppe zu leiten.
  • gesetzliche Verankerung von Vertretungskräften je nach Einrichtungsgröße